So wird in der Schweiz spioniert
Der Finanz- und Rohstoffhandelsplatz, die Hochtechnologie und der Bund als internationaler Vermittler stehen im Fokus ausländischer Geheimdienste. Deren Agenten müssen mit wenig Gegenwehr rechnen.

Die Schweiz ist für Geheimdienste überall dort interessant, wo sie international etwas Gewicht hat. Spione beschäftigen sich deshalb mit hiesigen Banken, dem Rohstoffhandel, der UNO in Genf oder helvetischer Hochtechnologie. Dies geht aus Unterlagen zu einer Vorlesung hervor, die der Chef des Nachrichtendiensts des Bundes (NDB), Markus Seiler, im Frühjahr zusammen mit seinem hochrangigen Mitarbeiter Thomas Köppel hielt. Die Veranstaltung über «Nachrichten- und Geheimdienste in einer sich ändernden Welt» an der Universität St. Gallen war nicht öffentlich. Studenten mussten sich verpflichten, die Chatham-Haus-Regel einzuhalten: Sie dürfen zwar Informationen aus der Vorlesung verwenden, aber «weder die Identität noch die Zugehörigkeit eines Sprechers oder die eines Teilnehmers preisgeben».