Neues Liniennetz ab 2030So sollen künftig die Trams durch die Region fahren
Die beiden Basel haben sich zusammen mit BVB und BLT über das Tramnetz der Zukunft Gedanken gemacht.

Das Tram in der Region Basel hat ein Problem, insbesondere auf den Strecken der Basler Innenstadt: Sie sind «furchtbar langsam», wie es BLT-Direktor Andreas Büttiker am Mittwoch an einer Medienkonferenz schonungslos formulierte. Das Problem: Zu viele Linien nutzen dieselben Teilstrecken und blockieren sich gegenseitig. Die beiden Basel wollen daher zusammen mit den BVB und der BLT das Netz weiterentwickeln und dieses Problem entschärfen.
Konkret sollen zwei Linien künftig nicht mehr über Barfüsserplatz und Marktplatz geführt werden. Einerseits die Linie 17, die aber ohnehin nur zu Stosszeiten unterwegs ist. Diese soll künftig zur Expresslinie werden, die das Leimental via Margarethenstich mit dem Bahnhof SBB verbindet und von dort via Wettsteinbrücke zum Badischen Bahnhof führt. Andererseits werden die Linien 16 und 15 neu zu einer Ringlinie verknüpft. Die Trams fahren vom Bruderholz als Linie 16 durch die Innenstadt zur Schifflände und als Linie 15 auf einer neuen Tramstrecke im Petersgraben via Gundeli. Ebenfalls durch den Petersgraben soll das Entlastungstram E11 geführt werden, das neu nicht mehr über den Aeschenplatz verkehrt, sondern durch die Güterstrasse im Gundeli in Richtung Margarethenbrücke und dann via Theater zum Kohlenberg abbiegt.

Diese Pläne für das Tramnetz 2030 sollen dem ÖV in Basel und der Region neuen Schwung verleihen. Das versprechen sich die beiden Baudirektoren Esther Keller (GLP) und Isaac Reber (Grüne). Insbesondere das Baselbiet soll profitieren. Geplant sind Tramverlängerungen in Allschwil Letten und Pratteln, wo der 14er das Entwicklungsgebiet Salina Raurica erschliessen soll. Über den Planungskredit von 17 Millionen Franken stimmt der Kanton Baselland am 13. Juni ab. Ebenfalls verlängert werden soll die 8er-Linie in Weil am Rhein.
Die Pläne der beiden Basel beinhalten eine Reihe von Baumassnahmen. Beim Petersgraben, Claragraben und beim Margarethenstich müssen neue Schienen gelegt werden, aber auch in Allschwil-Letten und in Weil am Rhein. Die längsten Strecken dürften durchs Klybeck und nach Salina Raurica führen. Dementsprechend hoch fallen auch die Investitionskosten aus: Keller rechnet mit Baukosten von rund 25 Millionen Franken für die Gleise im Claragraben sowie etwa 20 Millionen für jene im Petersgraben. Das Klybecktram werde mit rund 60 Millionen Franken zu Buche schlagen.
Margarethenstich zum Zweiten
Im Baselbiet kommen neben dem Planungskredit von rund 17 Millionen in Pratteln weitere 60 bis 80 Millionen für die Tramverlängerung in Allschwil hinzu. «Kein sehr grosser Betrag» sei hingegen für den Margarethenstich notwendig, sagt Reber. Der Baselbieter Baudirektor rechnet mit 8 bis 15 Millionen Franken. Dafür dürften die Diskussionen um diesen Abzweiger umso grösser sein. Denn letztlich ist es eine beinahe identische Neuauflage jenes Bauprojekts, das im September 2017 an der Urne deutlich Schiffbruch erlitten hatte. 57 Prozent der Baselbieterinnen und Baselbieter sagten damals Nein. In Binningen selbst lag der Nein-Anteil bei rund 70 Prozent.
Reber betont, dass es nicht mehr das gleiche Projekt sei wie damals. «Die Tramhaltestelle ist inzwischen behindertengerecht umgebaut. Jetzt geht es nur noch um das Verlegen der Gleise», sagte er an der Medienkonferenz. Zur Erinnerung: Damals ist das Bauprojekt auf rund 14 Millionen Franken veranschlagt worden. Auch inhaltlich sei die Ausgangslage eine andere, sagt Reber. Durch den Umbau der Margarethenbrücke beim Bahnhof, wo künftig die Passagiere direkt Zugang zu allen Perrons erhalten sollen, sei das Projekt viel attraktiver.
Im am Mittwoch vorgestellten Tramnetz 2030 sind nicht alle Projekte aufgeführt, die bereits in Planung sind. So fehlen beispielsweise das Tram im Bachgrabenareal oder eine Tramstrecke durch die Feldbergstrasse. In beiden Fällen sind die Planungen noch nicht so weit gediehen, dass eine Realisierung bis 2030 realistisch ist.
Entwicklungsgebiete erschliessen
Der Anschluss der Agglomeration beziehungsweise der Entwicklungsgebiete ans Tramnetz ist einer der zentralen Punkte für die Zukunftspläne. Im Klybeck rechnet Esther Keller in den nächste Jahren etwa mit 5000 zusätzlichen Arbeitnehmenden und 10’000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Allschwil Letten dürfte dieselbe Grösse erreichen, so Isaac Reber. «Wenn neue Transformationsareale und Arbeitsplätze entstehen, müssen diese erschlossen werden», sagt Keller. Es wird angestrebt, die Erschliessung und Entwicklung der Areale parallel durchzuführen.
«Die ganze Region entwickelt sich weiter, das Tramangebot muss Schritt halten», sagt auch Reber. Vor allem auch eine frühzeitige Anschliessung sei entscheidend, wie sie etwa in Salina Raurica geplant ist. Die beiden Kantone sowie BVB, BLT und die Interessensgemeinschaft öffentlicher Verkehr seien überzeugt, dass das Tram auch in der Zukunft eine wichtige Rolle spielen werde.
Den ganz grossen Wurf, also die Tramlinien auf dem bestehenden Streckennetz grundsätzlich neu zu ziehen, hat man jedoch nicht gewagt. Keller verweist auf den «konkreten Auftrag des Parlaments», der den Rahmen des Tramnetzes vorgegeben habe. Man habe sich auf die kleinen Verbesserungen konzentriert, um das Netz zu optimieren. Grosse Veränderungen geben immer auch grossen Widerstand, sagt Keller. Die Bevölkerung habe sich über Jahre und Jahrzehnte an gewisse Linienführungen gewöhnt. Reber pflichtet Keller bei: Ein grosser Ausbau sei nicht im Mittelpunkt gestanden. Man hab vielmehr Wert auf Optimierung, Beschleunigung und Ergänzung des bestehenden Netzes gelegt.
*In der ersten Version stand, dass das Tramprojekt Salina Raurica 170 Millionen Franken kostet. Das ist falsch. Am 13. Juni wird über einen Projektierungskredit von 17 Millionen Franken abgestimmt.
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