Kunst aus dem AllWas für ein Selfie!
Satelliten beobachten unseren Planeten rund um die Uhr und schicken Bilder zur Erde, die uns den Globus von einer anderen Seite zeigen.
Verblüffendes Selbstbildnis

Dieses Bild ist ein echter Hingucker, denn es narrt unser Gehirn. Das «Selfie der Erde» macht wunderbar deutlich, dass wir nicht anders können, als auch in völlig abwegigen Formationen Gesichter zu erkennen. Wer sich also in diese Aufnahme des Satelliten Landsat 8 vertieft, wird ein Porträt in Seitenansicht erkennen mit einem etwas säuerlich verzogenen Mund, einem zusammengekniffenen Auge und einem fliehenden Kinn.
Wir sehen dieses Antlitz im südwestlichen Teil von Marokko. An der Nase führt die Nationalstrasse 1 direkt am Atlantik entlang. Sie beginnt in Tanger im Norden und durchquert das Land bis nach Mauretanien im Süden. Der Mund ist ein tiefer Felseinschnitt und das Auge der Stausee Moulay Abdellah. Dort sollen begeisterte Angler den Tourismus ankurbeln, indem sie in Wettkämpfen Fische fangen – und wieder freilassen.
Unterhalb des Kinns befindet sich die Küstenstadt Agadir mit den bewässerten Agrarflächen des Souss-Tals. Sie sind rot eingefärbt. Agadir war ein Fischerdorf, bis im Jahr 1505 portugiesische Seefahrer dort einen Handelsstützpunkt gründeten. Nach einigen Eroberungen wuchs die Stadt beständig.
Am 29. Februar 1960 zerstörte ein verheerendes Erdbeben mit einer Flutwelle die Stadt, 12’000 bis 20’000 Menschen starben. Dank internationaler Hilfe wurde Agadir wieder aufgebaut. Die Schweiz beteiligte sich mit einem ganzen Stadtviertel daran, das jetzt «Schweizer Viertel» heisst. Heute gilt Agadir als eine der modernsten Städte Marokkos. (afo)
Die Turbulenzen

Wenn wir Kunst als schöpferischen Akt verstehen, dann hat die Natur hier ein Kunstwerk geschaffen. Es ist allerdings kein Werk für die Ewigkeit. Diese Wirbelstrasse über der Alejandro-Selkirk-Insel im Südpazifik ist vergänglich. Es ist nicht bekannt, wie lange sie Bestand hatte. Der Satellit Landsat 7 hat diese rätselhafte Wolkendecke mit den eingeflochtenen Wirbeln zufällig aufgenommen. Es war ein Glücksfall. Denn hier wird eindrücklich ein physikalisches Phänomen gezeigt: Karman-Wirbel.
Es war Theodore von Karman, der 1911 diese Strukturen der Strömungsmechanik nachgewiesen und berechnet hat. Diese gegenläufigen Wirbel bilden sich hinter einem umströmten Körper. Man kann sie zum Beispiel entdecken, wenn man einen Finger in einem Becken zügig durchs Wasser zieht.
Auf dem Bild ist der Körper der höchste Punkt der Insel, der 1650 Meter hohe Cerro de Los Inocentes. Winde trieben Wolken auf den Berg zu, die ihn dann umströmten. Die dabei entstandenen Turbulenzen bildeten schliesslich grosse Wirbel. Irgendwie passen diese geheimnisvollen Strukturen zur chilenischen Insel, auf der von 1927 bis 1930 ein Gefängnis für politische Häftlinge war. Heute wird sie während der Fangsaison nur noch von Fischern bewohnt. (lae)
Das Gemälde

Was die Natur kann, bringt nicht jeder Künstler zustande. Auch wenn die Bearbeiter der Satellitenbilder farblich nachgeholfen haben, so zeigt sich doch der Malaspina-Gletscher von seiner schönsten Seite. Die türkisfarbenen Eiszungen am Fusse der Eliaskette münden in den Golf von Alaska. Er ist der grösste Gletscher Alaskas. Das Eis bedeckt eine Fläche von gut 3900 Quadratkilometern.
Die Eislandschaften Alaskas, der Alpen und Islands schmelzen weltweit am schnellsten, wie eine Studie unter der Federführung der ETH Zürich zeigt. Mit dem Massenverlust der weltweiten Gletscher – ohne Grönland und die Antarktis – ist die Erhöhung des Meeresspiegels seit 2000 zu gut 20 Prozent erklärbar. Das entspricht einem jährlichen Anstieg von etwa 0,74 Millimetern. (lae)
Die Zerstörung

Der Amazonas-Regenwald von Bolivien war einmal ein Juwel. Das Satellitenbild von Landsat 7 zeigt, wie es nach und nach zerstört wird. Wertvolle Bäume (rot) mussten langen Strassen der Holzfäller weichen (schwarz), Bauern rodeten den Wald für ihre Herden (grün), Siedlungen wuchern und verdrängen den lebenswichtigen Urwald. Abholzungen und Brandrodungen beschleunigen den Klimawandel.
Zudem verliert der Amazonas-Regenwald vermutlich immer stärker an Widerstandskraft, wie eine kürzlich erschienene Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und der Technischen Universität München zeigt. Bei etwa einem Viertel des Waldes ist die Fähigkeit gesunken, sich nach einer Störung zu erholen. Die Forscher sehen darin ein Warnzeichen.
Der Amazonas-Regenwald beeinflusst stark die Niederschläge in ganz Südamerika und speichert riesige Mengen CO₂ in Form von Kohlenstoff, der beim Absterben der Bäume frei wird. Mehr als hundert Staaten haben sich an der letzten Klimakonferenz in Glasgow verpflichtet, sich verstärkt gegen die globale Vernichtung der Wälder einzusetzen. (lae)
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