Schockwellen bis an den BankvereinSo betrifft das CS-Debakel die Region
Angestellte zittern um ihre Jobs, die Uni überprüft Sponsoring-Abkommen, und die Politik findet klare Worte: Stimmen und Einschätzungen aus beiden Basel.

Der Tag nach dem Knall
Am Montagmorgen steht die Schweizer Wirtschaftswelt kopf: Die einst stolze Credit Suisse ist Geschichte – geschluckt von der UBS, notgedrungen. Eine Elefantenhochzeit, ein historischer Vorgang. Die Schockwellen dieses Erdbebens erfassen auch Basel, genauer: den Bankverein. Hier stehen sich die regionalen Hauptsitze der beiden Grossbanken, die nun nur noch ein Konzern sind, direkt gegenüber. Die UBS-Mitarbeitenden können den Kolleginnen und Kollegen von der CS quasi über die Strasse zuwinken.
Zum Winken dürfte an diesem Morgen allerdings den wenigsten zumute sein. Nicht bei der CS, aber auch nicht bei der UBS. Im Zuge der Mega-Fusion könnten mehrere Tausend Stellen wegfallen. Der Aderlass dürfte auch an der Nordwestschweiz nicht spurlos vorbeigehen, wo die Credit Suisse gemäss eigenen Angaben zurzeit rund 330 Mitarbeitende beschäftigt.
Die BaZ hat sich am Montag bei den Belegschaften von CS und UBS umgehört. Bei der Credit Suisse wollen sich die Mitarbeitenden noch nicht einmal anonym zitieren lassen, so gross ist die Verunsicherung.
Dafür äussert sich ein Angestellter der UBS. Der Mann will seinen Namen nicht in der Zeitung lesen. Noch sei die Stimmung nach diesem Wochenende «eher ruhig», sagt er, da noch unklar sei, «was diese Übernahme im Detail bedeuten wird».
Gleichwohl befürchtet er, dass im neuen Fusionsgebilde sowohl CS- als auch UBS-Mitarbeitende um ihren Job bangen müssen: «Ich kann mir vorstellen, dass viele Berater nun nervös werden, wenn die beiden Grossbanken zusammenkommen, da man damit rechnen muss, dass abgebaut wird.»
Die Folgen für die CS-Kundschaft in der Region
Was bedeutet der Mega-Deal nun für die Kundinnen und Kunden der Credit Suisse in der Region? Zumindest am Filialnetz werde die CS vorerst festhalten, sagt Sprecher Markus Jaggi auf Anfrage der BaZ. Zurzeit betreibe die Bank eine Filiale in Basel-Stadt und drei im Baselbiet.
«Im Moment bleibt alles wie gehabt, und wir freuen uns, unsere Kundinnen und Kunden weiterhin in unseren Filialen und auf unseren Onlinekanälen zu bedienen», so Jaggi. Man werde «zeitnah und transparent über aktuelle Entwicklungen informieren», verspricht der CS-Sprecher.
Ein Teil der Kundschaft scheint dennoch verunsichert zu sein: Am Montagmorgen gehen mehrere Personen bei der CS-Filiale am Bankverein vorbei, um ihr Geld abzuziehen, wie «Prime News» und das «Regionaljournal» von Radio SRF berichten.
Das sagen die anderen Banken auf dem Platz Basel
Die Fusion der beiden Grossbanken UBS und CS lässt auch die anderen Geldinstitute auf dem Platz Basel nicht unberührt. «Die Entwicklung ist von grosser Tragweite», sagt zum Beispiel der CEO der Basler Kantonalbank, Basil Heeb. Auf die Frage, ob das gut oder schlecht sei für den Bankenplatz am Rheinknie, meint Heeb, dass eine Beurteilung «aus heutiger Sicht schwierig» sei.
«Sicher ist, dass der ganze Schweizer Finanzplatz von den Geschehnissen rund um die CS betroffen ist», so der BKB-Chef. Für den Platz Basel sehe er insofern eine «gewisse Chance», als dass «die Nähe zur Kundschaft und die regionale Verbundenheit Werte sind, die in der aktuellen Lage vertrauensbildend wirken». Heeb meint damit wohl in erster Linie seine eigene Bank.
Die Baselbieter Kantonalbank will auf Anfrage keine Stellung nehmen. Man kommentiere die Entwicklung anderer Banken nicht, heisst es aus Liestal. Die Basler Bankenvereinigung zeigt sich indes «besorgt» um den hiesigen Finanzplatz.
Diese Basler Institutionen sind ebenfalls betroffen
Das CS-Debakel hat indirekt auch Folgen für eine Reihe von öffentlichen und privaten Institutionen in Basel. So tritt die Credit Suisse im kulturellen, sportlichen und wissenschaftlichen Bereich als Sponsorin auf – noch.
Zu den prominentesten «Betroffenen» gehören das Kunstmuseum und die Universität Basel. Im Falle des Kunstmuseums unterstützt die CS seit 2012 eine Sonderausstellung pro Jahr als Partnerin, zuletzt etwa die Schau «Picasso - El Greco». Zum Umfang der CS-Beiträge macht das Kunstmuseum keine Angaben. Es gebe allerdings noch «weitere Sponsorinnen und Donatoren der Ausstellungen», so Sprecherin Karen N. Gerig.
Die für den kommenden Herbst geplante Sonderausstellung «Matisse, Derain und ihre Freunde» sei jedenfalls nicht gefährdet, betont Gerig. Die Gelder seien bereits vertraglich zugesagt. Aber «natürlich» sei man nun mit der CS im Gespräch, ob der Sponsoring-Vertrag unter den neuen Umständen weitergeführt werden könne.
An der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Uni finanziert die CS eine Professur für «Distributed Ledger Technology (Blockchain) / Fintech», die unter anderem im Bereich der Kryptowährungen forscht. Ob und wie es mit dieser Finanzierung weitergeht, ist gemäss Unisprecher Matthias Geering noch Gegenstand von Abklärungen.
Ein Nebengleis des CS-Engagements an der Uni sind die sogenannten Teaching Excellence Awards, die an Dozierende vergeben werden, die sich um eine hervorragende Lehre verdient gemacht haben. Die Credit Suisse sponsert solche Awards gleich an mehreren Schweizer Hochschulen. In Basel sind es zwei von fünf Preiskategorien, die unter dem Banner der Grossbank stehen. Auch hierzu sagt Unisprecher Geering: «Die Awards werden dieses Jahr sicher verliehen. Wie es darüber hinaus weitergeht, werden wir prüfen.»
Klare Worte aus der Politik
Der Basler Wirtschafts- und Sozialdirektor Kaspar Sutter (SP) findet für das CS-Debakel klare Worte: «Es ist für mich unverständlich, dass die Credit Suisse so hohe Risiken eingegangen ist, die sie nicht im Griff hatte.» Basel-Stadt sei ein wichtiger Wirtschaftsstandort, die Firmenkundinnen und -kunden bräuchten weiterhin gute Angebote. «Ich erwarte deshalb von der neuen UBS, dass sie weiterhin stark am Bankenplatz Basel präsent ist und hier möglichst wenig Arbeitsplätze abgebaut werden», sagt der SP-Regierungsrat.
Sutters Amtskollege im Baselbiet, Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektor Thomas Weber (SVP), rechnet indes nicht mir einer grösseren Entlassungswelle im Landkanton: «Die CS unterhält in unserem Kanton drei Filialen. Die Zahl der Angestellten ist relativ klein.» Er habe aber Verständnis für die Ängste und Befürchtungen der Mitarbeitenden. «Ein Arbeitsplatzverlust ist auch ein Schicksalsschlag.» Sollte es in Baselland dennoch zu Entlassungen im grösseren Stil kommen, seien die kantonalen Behörden bereit. «Ich gehe aber nicht davon aus, dass es so weit kommt.»
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