So beschädigt ist der ausgebrannte Simplontunnel
Nach dem Feuer wird das Ausmass der Schäden im Simplontunnel sichtbar. Ab heute Abend normalisiert sich der Güterverkehr weitgehend. Wer die Kosten des Unglücks trägt, ist weiterhin unklar.
«So lange die Brandursache nicht bekannt ist, wissen wir nicht, wer was bezahlen muss», sagte SBB-Chef Andreas Meyer heute vor den Medienvertretern in Brig. Die Brandstelle ist auf italienischem Boden, der brennende Güterzug gehörte der BLS und die Fracht darauf Dritten. Der Simplontunnel ist im Besitz der SBB.
Schuld am Feuer war eventuell eine schlecht befestigte Abdeckung am Güterwaggon, der im Tunnel in Brand geriet. Es werde untersucht, ob eine Abdeckung die Fahrleitung berührt und sich dadurch entzündet habe, sagte Jean Gross, stellvertretender Leiter der Unfalluntersuchungsstelle Bahnen und Schiffe (UUS).
Weil es aber auf der italienischen Tunnelseite gebrannt habe, seien die italienischen Behörden verantwortlich für die Untersuchung. Seine Stelle habe ihre Mithilfe angeboten, sagte Gross in einem Interview mit der Zeitung «Le Matin Dimanche». Bereits am Freitag seien Unterlagen aus der Schweiz an Italien übergeben worden.
Dreiviertel Tunnel
Ab Montagabend um 18 Uhr konnten sieben Züge pro Stunde den Tunnel passieren. Das bedeutet für den Güterverkehr zusätzliche Kapazitäten. Noch immer stehen rund 30 Güterzüge in Warteposition. Gewöhnlich passieren den Tunnel insgesamt 130 bis 140 Züge pro Tag, was gut fünf Zügen pro Stunde entspricht.
Im Personenverkehr hingegen kommt es weiterhin zu Behinderungen: Die internationalen Züge fahren nur bis Brig respektive Domodossola. Für die Strecke dazwischen - und durch den Tunnel - müssen die Passagiere in einen Ersatzzug umsteigen. Dies verlängert die Reise um rund 20 Minuten.
Möglich machte die hohe Kapazität die Öffnung des Tunnels auf drei Vierteln: Weil sich in der Tunnelmitte eine Kreuzung befindet, kann auch die unbeschädigte Nordhälfte jener Röhre befahren werden, in der sich der Brand ereignet hatte. Durchgängig befahrbar wird die beschädigte Röhre aber noch über Monate nicht sein.
«Wir prüfen nun, ob gewisse Reparaturarbeiten zusammen mit der bevorstehenden Sanierung vorgenommen werden können», sagte SBB- Sprecher Christian Ginsig auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. Der über 100-jährige Simplontunnel muss demnächst umfassend saniert werden.
Die Sanierungsbewilligung des Bundesamtes für Verkehr erwartet die SBB für den Herbst. Geplant sind Arbeiten im Umfang von 135 Millionen Franken.
800 Grad im Tunnelinnern
Der Brand war am frühen Donnerstagmorgen auf einem Güterwaggon ausgebrochen, der durch den Tunnel fuhr und aus Richtung Italien kam. Der Güterwaggon war mit Stahl- und Keramikprodukten beladen. Während des Brandes wurden im Tunnelinnern Temperaturen von bis zu 800 Grad gemessen.
Vor Ort bedankte sich SBB-Chef Meyer bei den Rettungskräften für ihren grossen Einsatz. Die Löscharbeiten dauerten bis am Sonntag, am Montag wurde eine Brandwache aufgestellt. Bis auf weiteres will die SBB die Brandstelle mit einer Wärmebildkamera überwachen. Ein Lösch- und Rettungszug stehen auf Pikett.
Die beiden Lokomotiven, mit welchen der Güterzug fuhr, wurden der BLS bereits zurückgegeben. Die Waggons hingegen befinden sich noch immer am Unfallort im Tunnel. Sie werden in den nächsten Tagen mit Schneidemaschinen zerlegt und nach Brig gebracht. Dort werden sie den Behörden für die Untersuchungen bereitgestellt.
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