Baselbieter PechserieSm’Aesch-Pfeffingen und der Playoff-Fluch
Seit Jahren wollen die NLA-Volleyballerinnen aus dem Birstal Meister werden. Doch stets scheitern sie.

So viele Emotionen, aber noch immer kein Meistertitel! Seit nunmehr sieben Jahren spielen die Volleyballerinnen von Sm’Aesch-Pfeffingen auf höchstem nationalem Niveau um die Meisterkrone. Zumindest vier Mal fehlte zum grossen Triumph in den Playoffs nur ganz wenig.
Sie scheiterten dabei an ganz unterschiedlichen Umständen: am Weltklasseteam von Volero Zürich, an den eigenen Nerven und zuletzt zwei Mal an den frustrierenden Folgen der so unberechenbaren Pandemie. Mit Ausnahme der Finalniederlage gegen Neuchâtel vor zwei Jahren standen dem obersten Podestplatz Widrigkeiten im Weg, die aussergewöhnlich waren. Ein bisschen so, als wären die Volleyballgötter überall, aber nicht im Baselbiet zu Hause. Der Blick zurück veranschaulicht, wie nahe der Club in den letzten Saisons an der viel zitierten «Titelgschicht» dran war.
In der Spielzeit 2017/18 fügten die Baselbieterinnen im Ligafinal dem grossen Volero die erste Playoff-Niederlage seit 13 Jahren bei und waren in Spiel zwei auf bestem Weg, in der Best-of-five-Serie auf 2:0 Siege zu erhöhen. Da griff Volero-Boss Stav Jacobi in seine Trickkiste und nahm, entgegen dem Reglement, seine beiden Schweizerinnen vom Feld. Die Emotionen kochten über. Die Fans der Baselbieterinnen buhten Jacobi aus, worauf dieser mit dem Stinkefinger antwortete. Sein Team profitierte aber von der Situation, glich die Serie aus und wehrte in der dritten Partie drei Matchbälle ab. Womit Voleros bislang letzter Schweizer Titel trotz einer herausragenden Sm’Aesch-Pfeffingen-Kampagne auch so gut wie feststand.
Die vertane Chance gegen Neuchâtel
Was ohne das nationale Überteam ab der Saison 2018/19 einfacher hätte werden sollen, wurde es dann doch nicht. Das nun als Titelfavorit geltende Baselbieter Spitzenteam erreichte zwar erneut problemlos den Playoff-Final, führte dort gegen Neuchâtel UC wiederum 1:0, brach anschliessend aber auf fast unerklärliche Weise ein. Tränen flossen, aber Antworten auf den so seltsam preisgegebenen Titel gab es im letzten Jahr der Ära Werner Schmid nur wenige.
Die vorletzte Spielzeit, bereits die dritte unter Headcoach Andreas Vollmer, sollte die Richtige für den Gipfelsturm werden. Die Birstalerinnen waren als Qualifikationssiegerinnen Titelanwärter Nummer eins. Die Vorfreude auf den so ersehnten ersten Meistertitel wurde jäh gestoppt, als der Bundesrat vor Jahresfrist den nationalen Lockdown verkündete. Nach den Playoff-Viertelfinals ging plötzlich nichts mehr. Die Meisterschaft wurde abgebrochen.
Wieso keine sportliche Lösung?
Am Dienstag folgte nun Episode Nummer vier des sich mittlerweile bitter anfühlenden Playoff-Fluchs der besten regionalen Volleyballerinnen: Ausgerechnet vor dem dritten Halbfinalduell mit Düdingen wurden drei Spielerinnen und zwei Staffmitglieder von Sm’Aesch-Pfeffingen Corona-positiv getestet. Das Spiel wurde abgesagt und die Freiburgerinnen trotz eines widersprüchlichen Reglements von Swiss Volley zum Playoff-Finalisten erklärt. Cheftrainer Vollmer sagt: «Die ganze Saison verzeichneten wir bislang keinen einzigen Fall, und jetzt werden unsere Meisterträume zum zweiten Mal in Folge am grünen Tisch begraben. Ich verstehe Swiss Volley nicht, sie hätten aus sportlichen Gründen ein drittes Spiel ansetzen können, was terminlich auch absolut möglich gewesen wäre.»
Eine Meinung, die unter anderen auch Vollmers Vorgänger Timo Lippuner teilt: «Gemäss meinem Wissenstand hat der Verband Düdingen-Präsident Christoph Marbach angefragt, ob er mit einer dritten Partie einverstanden wäre. Dieser war dagegen, müsste aber als befangen erklärt werden, weil er gleichzeitig Präsident der Ligakonferenz ist.» Klar sei zumindest, so der frühere Coach des Schweizer Frauen-Nationalteams, dass der Swiss-Volley-Entscheid sportlich sehr unbefriedigend sei.
Es bleibt die kritische Frage, ob der Playoff-Fluch nicht zumindest teilweise auch selbst verschuldet ist. Pandemie hin oder her. Nach dem souveränen 3:0-Heimsieg in der ersten Halbfinalpartie gegen Düdingen kamen der schwache Auftritt und die klare Niederlage auswärts in der Tat unerwartet.
Wer in einer kapitalen Begegnung gegen einen nicht hochklassigen Rivalen im dritten Satz einen Sechspunkte-Vorsprung verspielt – letztlich entschieden zwei mickrige Punkte in der Gesamtabrechnung für Düdingen –, der muss sich Fragen gefallen lassen. Für die Birstalerinnen bleibt nun einzig die Hoffnung auf eine pandemiefreie Spielzeit 2021/22.
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