Sixdays: Ausländer überrumpeln Schweizer Favoriten
Es war alles angerichtet für die Party: Doch im Finale mussten sich Franco Marvulli und Co. noch von den Spitzenplätzen verdrängen lassen.

Im Finale der Sixdays in Zürich wurden Franco Marvulli/Tristan Marguet (3.) und der Aargauer Silvan Dillier mit dem Australier Glenn O'Shea (4.) von den Ausländern überrumpelt. Der Sieg ging an Kenny de Ketele/Peter Schep.
Dillier/O'Shea stiegen mit Rundenvorsprung ins 250-Runden-Finale, Marvulli/Marguet mit einem uneinholbaren Punktevorsprung. Doch die Ausländer mit den Siegern aus Belgien und Holland sowie die Deutschen Danilo Hondo/Roger Kluge (2.) machten gemeinsame Sache, schafften 73 Runden vor Schluss den entscheidenden Rundengewinn und wehrten danach alle verzweifelten Angriffe der Schweizer ab.
Zufriedener Marvulli
«Wenn mir einer letzte Woche gesagt hätte, ich würde in Zürich aufs Podest fahren, hätte ich unterschrieben», gab sich Marvulli am Ende der auf vier Tage verkürzten Sixday Nights nicht enttäuscht. Die Voraussetzungen waren mit einer bei einem Sturz Ende August lädierten Schulter, einer anschliessenden Viruserkrankung, einer leichten Erkältung und Husten in den letzten Tagen wahrlich nicht die besten.
«Am Schluss waren einfach die Beine leer», erklärte der 34-jährige Seebacher, der sich mit dem Sieg im traditionellen Autosprint und der fettesten Prämie des 56. Zürcher Sechstagerennens, eines Skoda Rapid im Wert von 30'000 Franken, trösten konnte. Nun wird er für einen Monat mit seinem Partner Tristan Marguet nach Australien reisen: Elf Rennen, wenig Training und viel Spass bei Sonne, Wärme und Strand stehen auf dem Programm.
Die beiden verstehen sich schon fast blind auf der Bahn, haben vor einer Woche in Gent und nun auch in Zürich Rekord um Rekord gebrochen und von Max Hürzeler am Freitag sogar spontan eine 1000-Franken-Sonderprämie erhalten, weil der OK-Boss nicht glaubte, dass jemand die 200-m-Bahn unter 10 Sekunden bewältigen könne. Marguet tat es in 9,922 Sekunden mit einem Schnitt von 72,566 km/h.
Seit sich kürzlich der 25-jährige Westschweizer Marguet von seiner Freundin und Velorennfahrerin Andrea Wolfer getrennt hat, bilden die beiden auch eine WG zusammen. Marvulli: «Tristan gehört die Zukunft. Gut möglich, dass ich nächstes Jahr nochmals mit ihm hier antreten werde.»
Abschied von Aeschbach und Jörg
Abschied nehmen hiess es für Alexander Aeschbach: Der 38-jährige Dürrenäscher beendete sein letztes Zürcher Sechstagerennen zusammen mit Jung-Partner Jan Keller (21) auf Rang 10. Vor allem in der ersten Nacht wurde der gelernte Schreiner von Krämpfen geplagt und meinte darauf: «Niemals zuvor musste ich so leiden. Ich glaube, ich hatte Schmerzen wie eine Frau bei einer Geburt.»
Acht von 92 Sixjours konnte Aeschbach gewinnen, das letzte 2010 in Grenoble zusammen mit Marvulli, mit dem er 2004 Américaine-Europameister geworden ist. «Aeschbi» hatte Tränen in den Augen, als er von den Fans, den Offiziellen und sämtlichen Profis, die mit ihren Velos Spalier standen, verabschiedet wurde.
Auch bei den Stehern sagte ein Urgestein Adieu: Dem bald 41-jährigem Peter Jörg, der nach eigener, seit Schülerzeiten geführten Buchhaltung in seiner Karriere 700'000 Kilometer auf dem Rennsattel abspulte und fünffacher Schweizermeister geworden ist, gelangen in seinem letzten Wettbewerb ein Etappensieg am ersten Abend. Am Ende reichte es in der Gesamtwertung nur zu Rang zwei, weil er 100 Meter vor dem Ziel noch vom aktuellen Schweizermeister Giuseppe Atzeni abgefangen wurde.
Schweizer Sieg bei den Amateuren
Bei den Amateuren haben die Schweizer Stefan Küng und Théry Schir die ganzen vier Tage dominiert: Sieg in fünf von sechs Etappen, im Finale schafften sie den einzigen Solo-Rundengewinn und am Ende lag die Konkurrenz um mindestens eine Runde zurück. Kein Zweifel: Küng, der schon vor einem Jahr in Zürich dominierte (zusammen mit Jan Keller), und Schir sind ein Versprechen für die (Profi-) Zukunft.
Aus Schweizer Sicht konnten sich auch Gaël Suter (Gesamt-3. mit dem Belgier Gert-Jan van Immerseel), Gianluca Ocanha (Gesamt-6. mit dem Italiener Matteo Alban) sowie Pascal und Silvan Dieterich ins Szene setzen. Die Hittnauer Zwillinge lernten im sehr ausgeglichenen Fahrerfeld sehr viel, fuhren stets offensiv und liebäugelten bis zuletzt mit einem Podestplatz, den sie als Siebte nur wegen fehlender Punkte verpassten.
si/mrs
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