Gruss aus KretaSitzende Tanzbeine und ein Lächeln für den «Corona-Hotspot» Mykonos
Kurz bevor in Griechenland massive Waldbrände ausbrachen, verbrachte unser Autor eine Woche auf Kreta. Damals liess sich die Umweltkatastrophe aufgrund der brutalen Hitze nur erahnen.

Ein bisschen Respekt war da, als wir vernahmen, wie heiss es auf Kreta sein wird. Viel Sonnenschein, kaum Wolken, und an manchen Tagen könnte die Temperatur sogar im Schatten auf über 40 Grad Celsius ansteigen, prognostizierte die Wetter-App für Ende Juli. Die katastrophalen Waldbrände, die aktuell ganz Griechenland erschüttern, sind am Tag unserer Anreise am Flughafen in Heraklion, der Hauptstadt Kretas, noch kein Thema.
Auch wir haben da andere Sorgen. Bei der Ankunft sind unsere Koffer verschwunden. Nur durch Zufall bemerken wir, dass unser Gepäck nicht auf dem angegebenen, sondern auf dem benachbarten Laufband – des Fluges aus Wien – zu finden ist. Hallo und willkommen im nicht so strukturierten Griechenland. Schnell werden wir aber eines Besseren belehrt: Akribisch beäugen die Behörden die Corona-Einreisedokumente. Zwei Zürcher, die mit uns gereist sind und währenddessen bereits den ein oder anderen Gin Tonic getrunken haben, werden vor dem Ausgang angehalten und müssen ein wenig beschwipst einen PCR-Spucktest machen.
Willkommen in Griechenland!
Zeus’ Geburtsstätte
Eine Woche lang «Viva la Vida»: Zu siebt haben wir eine Finca direkt am Strand nahe der Stadt Rethymno gemietet. Ein Traum. Und ein perfekter Ort, um sich vom mühseligen Corona-Jahr zu erholen, aber es auch richtig krachen zu lassen – die Griechen brauen übrigens hervorragendes Bier. In unserem Paradies haben wir fast alles, was wir brauchen. Dennoch wollen wir auch ein wenig von Kreta, dem beliebten Ferienziel, sehen. Die Insel, wo der Legende nach Zeus auf die Welt gekommen sein soll, hat viel zu bieten.
Dabei wissen wir anfangs nicht genau, was uns erwartet. Erst kurz vor unserer Reise erreichten uns beängstigende Nachrichten aus Mykonos, einer anderen Touristendestination im Ägäischen Meer. Die Corona-Zahlen seien dort wegen der vielen Besucherinnen und Besucher in kürzester Zeit wieder in die Höhe geschnellt: Hotels müssten ihre Gäste in Quarantäne schicken und Lokale ihren Betrieb fast komplett einstellen.
Dafür haben die Menschen in Kreta nur ein müdes Lächeln übrig. Ein Wirt einer schmucken Taverne erzählt uns, wie tief die Pandemiezahlen aktuell seien. Und ein Verkäufer eines Kleinladens sagt, dass es halt eine «schöne Geschichte» sei, eine ganze Insel als Corona-Touristen-Hotspot darzustellen. Doch auch in Kreta gibt es noch Vorschriften wie etwa das Tanzverbot in Bars und Discos.
Die Lokale scheint das aber wenig zu interessieren. Sie lassen trotz Kontrollen der Polizei das volle Programm laufen. So kommt es in Kretas Gassen teilweise zu skurrilen Bildern: Sitzende Gäste, die im Stroboskoplicht und zu lauter Musik versuchen, ihre Beine unter dem Tisch rhythmisch zu bewegen, um so die Party-Contenance aufrechtzuerhalten.
Vor allem gibt es auf der Insel aber wunderbare Strände. Im Internet wird die Lagune Balos, einige Stunden von Rethymno entfernt, als einer der schönsten Badeorte in ganz Europa angepriesen. Die Bucht steht unter Naturschutz, weswegen wir nicht einmal einen Ball mit ins türkisfarbene Wasser mitnehmen dürfen. Die Kulisse imponiert trotzdem.
Für uns waren die ersten grossen Ferien seit rund zwei Jahren wunderbar. Einige Tage nach unserer Abreise wird die Sonne, die wir so genossen haben, für Griechenland aber leider zum Verhängnis und von dicken Rauchschwaden vernebelt. Tragisch.
Benjamin Wirth ist seit 2019 als Lokalredaktor für den Grossraum Basel zuständig. Ausserdem ist er Mitglied des Teams Gemeinden.
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