«Sittlich verdorben» – wie Mireille B. versorgt wurde
Aufmüpfig und nicht konform mit der Sexualmoral: Jahrzehntelang wurden Jugendliche zwangsversorgt. Die Odyssee einer jungen Frau.

Im Frühjahr 1970 schlossen sich die Tore der Strafanstalt Hindelbank hinter der 19-jährigen Mireille B. (Name geändert). Etwas mehr als ein Jahr lang sollte sie nun in der Nähstube und Wäscherei der Anstalt arbeiten. Als Mireille B. in Hindelbank eintrat, hatte sie bereits eine längere Odyssee durch Heime und Anstalten hinter sich. Sie hatte mehrere Stellen aufgegeben, war wegen Diebstahls verurteilt und vom Vormund in ein Heim gesteckt worden. Nach Fluchten zu ihrem Freund war sie in der Psychiatrie gelandet, wo sie jedoch erneut auf Kurve ging. Obwohl man ihr keine Straftat zur Last legte, versorgte der Berner Regierungsrat die widerspenstige junge Frau schliesslich auf administrativem Weg in Hindelbank.