Veloparking erneut abgelehntSissach stellt sich schützend vor zehn Bäume
Zum zweiten Mal und unmissverständlich, hat die Gemeindeversammlung ihr Veto zu den Plänen des Sissacher Gemeinderats und der SBB für einen Veloparkplatz eingelegt.

Die Sissacher Bevölkerung ist offensichtlich nicht an mehr Abstellplätzen für Velos am Bahnhof interessiert. An der Gemeindeversammlung vom Dienstag lehnten die Stimmberechtigten ein gemeinsames Projekt des Gemeinderats und der SBB bei einem Stimmenverhältnis von 77 Nein- zu 10 Ja-Stimmen wuchtig ab.
Beantragt war am Dienstag ein Investitionskredit von 620’000 Franken für insgesamt 802 gedeckte und doppelstöckige Veloabstellplätze und 28 Mofaparkplätze. Aktuell stehen 330 Plätze für Fahrräder zur Verfügung. Die SBB als Eigentümerin des betroffenen Grundstückes rechnet mit einer starken Zunahme des Velo-Pendlerverkehrs in den nächsten Jahren und hat die Kapazitätserweiterung deshalb bereits vor fünf Jahren vorangetrieben. Die Gesamtkosten sollten Gemeinde und SBB je hälftig tragen. Einen Beitrag von rund 200’000 Franken an die Investition der Gemeinde hatte auch der Pendlerfonds Basel-Stadt zugesichert.
Kritik bleibt dieselbe
Bereits vor zwei Jahren scheiterte das Vorgängerprojekt am Willen der Sissacher Bevölkerung. Der Grund: Für die doppelstöckigen Velounterstände südlich und nördlich der Gleise müssten zehn Feldahornbäume gefällt werden. Das sei angesichts des Klimawandels nicht zeitgemäss, hiess es damals. Zudem wurde kritisiert, die Velos stünden im Parking zu eng aneinander, was die ohnehin schwierige Bedienung der Doppelstöcker noch unattraktiver mache.
Auf die Kritik hatten Gemeinderat und SBB bei der zweiten Vorlage reagiert: Für die zu fällenden Bäume sollten zehn neue Exemplare in der Nähe gepflanzt werden, und der Abstand zwischen den einzelnen Abstellplätzen wurde um zehn Zentimeter vergrössert, was die Anzahl Plätze von ursprünglich 918 auf 802 verminderte. Die Dächer über der Anlage sollten zusätzlich begrünt werden.
Genutzt haben die Anpassungen nichts. Erneut forderte die deutliche Mehrheit der Teilnehmenden an der Versammlung, dass die Bäume nicht gefällt werden dürften, und monierte, die doppelstöckigen Ständer seien nicht praktisch. Zudem sei der von den SBB behauptete zukünftige Bedarf an Parkplätzen vom Souverän angezweifelt worden, wie der zuständige Gemeinderat Stephan Marti auf Anfrage sagt.
Projekt wohl begraben
Mit dem erneuten Korb an Gemeinderat und SBB dürfte dieses Projekt begraben und damit die Arbeit von insgesamt fünf Jahren umsonst gewesen sein. Die SBB hätten dem Gemeinderat bereits signalisiert, dass die Fällung der Bäume unumgänglich sei und, dass man das Veloparking nur in der vorgeschlagenen Grösse und Positionierung realisieren möchte. Auch die Umsetzung in mehreren Etappen lehnt die SBB aus Kosten- und Logistikgründen ab.
Gemeinderat Marti zeigt sich entsprechend zerknirscht. «Die Akzeptanz von doppelstöckigen Veloparkplätzen scheint in Sissach einfach nicht da zu sein – anders als in vielen anderen Orten.» Die «einseitige» Debatte an der Versammlung habe auch gezeigt, dass die Gegner des Projekts ordentlich mobilisiert hatten, die Befürworter hingegen zu Hause geblieben sind.
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