NeuerscheinungSinnliche Festessen für die Augen
Eine Monografie über Ludwig Adam Kelterborn versucht einen interessanten Künstler wiederzubeleben. Das Buch ist gleichzeitig eine wichtige Materialiensammlung.

Am bekanntesten sind Ludwig Adam Kelterborns Karikaturen und morbiden Schattenspiele zu den Basler Trennungswirren der 1830er-Jahre. Da wimmelt es nur so von Basler Stäben, mal in einem Spinnennetz gefangen, mal als gefallener Engel, als kleiner Ritter, gebeugter Mönch oder lachender Geck. Und dazwischen viele Gerippe, Teufel, Frösche und Teufelsfiguren.
So allerhand Böses scheint Ludwig Adam Kelterborn in den Sinn gekommen zu sein. Es brauchte wohl schön viel Mut für diesen fremden Fötzel, der erst 1831 nach Basel kam, sich so sehr über die damalige Obrigkeit lustig zu machen. Ab 1835 war er als Zeichnungslehrer an der Zeichnungsschule der Gesellschaft für das Gute und Gemeinnützige und zwei Jahre später am Gymnasium tätig.
Früher Förderer Böcklins
Hier förderte er den talentierten Gymnasiasten Arnold Böcklin, aber auch Ferdinand Schlöth, der später Bildhauer wurde und von dem wir bis heute das St.-Jakobs-Denkmal vor dem Sommercasino und den grossen Basilisken an der Wettsteinbrücke bewundern können. Neben seiner Tätigkeit als Lehrer schuf Kelterborn unter dem Einfluss der Nazarener, einer romantisch-religiösen Kunstrichtung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die die Erneuerung der Kunst im Geist des Christentums zum Ziel hatte, diverse Genrebilder mit Bildtiteln wie «Freischütz», «Wilhelm Tell und Sohn», «Holbeins Werkstatt» oder «Elise im Hühnerhof».
Hans Kelterborn, dem Urgrossenkel des Künstlers, ist es zu verdanken, dass nach Jahren der Recherche und Beschäftigung nun dieses umfassende Buch über Leben und Werk von Ludwig Adam Kelterborn erscheinen konnte. Er hat Bemerkens- und Wissenswertes zum Künstler, zu dessen Ursprüngen und zu seinen Nachkommen akribisch zusammengetragen und dabei herausragende Werke aufgestöbert, die den Vergleich mit den Grossen der Kunstgeschichte wie beispielsweise Albert Anker und Jean Siméon Chardin nicht zu scheuen brauchen. Dazu gehören auch die perspektivischen Stillleben, die sich in Privatbesitz und im Kupferstichkabinett des Kunstmuseums Basel befinden.
Hans Kelterborn: Ludwig Adam Kelterborn – ein Künstlerleben. Zahlreiche Abbildungen in Schwarzweiss und in Farbe, Hardcover, 245 Seiten. Gerber Druck AG, Steffisburg, 43 Franken.





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