
Ich zweifle schon länger an dem Gedanken, dass der Mensch ein «besonderes» Wesen auf unserem Planeten ist; bei der Sache mit dem Gehirn und dem Denken bin ich mir auch gar nicht so sicher, ob wir uns da wirklich von anderen Tieren und Pflanzen unterscheiden. Vielleicht ist ja doch nur alles Chemie (und wir wissen noch viel zu wenig). Nach einer sehr interessanten Dok-Sendung zum Thema Wald kommt mir der Gedanke, dass in der Pflanzenwelt das «Gehirn» einfach verteilt ist (wie beim Internet) und bei Tieren «zentralisiert» wurde. Was vielleicht, rein evolutionsmässig, gar keine so gute Idee ist. Ich glaube, Pflanzen gibt es schon wesentlich länger. Ihre Meinung? M.K.
Lieber Herr K.
1) Ich glaube zwar schon, dass der Mensch ein «besonderes Wesen» ist: ein besonderes unter anderen besonderen Wesen. Was ihn darüber hinaus besonders macht, ist dass er einerseits viele Eigenschaften mit anderen Tieren teilt, in vielen Fähigkeiten von diesen Tieren sogar übertroffen wird, aber andererseits in der Kombination von allen möglichen Eigenschaften einen ziemlich einzigartigen Allrounder darstellt, der in seiner Anpassungsfähigkeit und eben auch Intelligenz alle anderen Tiere übertrifft. Jedenfalls nach menschlichen Masstäben. Andere haben wir leider nicht; aber wir können versuchen, uns in einem Gedankenexperiment in eine Kakerlake hineinzuversetzen, und schon ist diese Sicht mindestens relativiert.
2) Dass alles Chemie ist, erklärt leider gar nichts. Sowohl der Kölner Dom als auch die Pyramiden sind «alles Steine» - die Reduktion auf das Gemeinsame schafft jedoch in diesem Fall bloss Verwirrung statt Klarheit.
3) Ich habe vor kurzem hier geschrieben, dass ich mir die künftige Künstliche Intelligenz eher als ein Internet der Dinge vorstelle denn als eine Weiterentwicklung von Siri in Menschen-Roboter-Gestalt. Das trifft sich mit dem, was Sie über Vernetzung vs. Zentralisierung schreiben. Aber führt eine Entwicklung vom einen zum anderen?
4) Natürlich ist es richtig, sich die Evolution als einen kontinuierlichen Prozess vorzustellen. Es gibt keine Neuschöpfungen aus dem Nichts. Aber andererseits verläuft sie nach keiner inneren Entwicklungslogik, sondern ist - nachträglich - betrachtet, voller Brüche. Diese Brüche sind keine EntwicklungsABbrüche, sondern zeigen mögliche Alternativen. Deren Fremdartigkeit anzuerkennen und zu verstehen, kann lehrreicher sein, als zu versuchen, mit einem Schimpansen oder einem Moos zu sprechen versuchen. Obwohl ich letzteres ehrlich gesagt sehr niedlich fände.
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Die Antwort auf eine Frage zur Evolution.