«Sie wird nie mehr ein normales Leben haben»
Das mutmassliche Opfer von Dominique Strauss-Kahn hat offenbar eine Cousine in der Schweiz. In einer Westschweizer Zeitschrift erzählt diese aus dem Leben des wohl berühmtesten Zimmermädchens der Welt.
«Sie ist für mich wie eine grosse Schwester», sagt Ramata über Nafissatou Diallo, das Zimmermädchen, das vom früheren IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn vergewaltigt worden sein soll. Nafissatou Diallo ist so schnell von der Bildfläche verschwunden, wie sie in den Aufmerksamkeitsfokus der Weltöffentlichkeit geriet. Das Leben des mutmasslichen Opfers interessiert derzeit vor allem die Anwälte des Ex-IWF-Chefs und deren Detektive. Aber auch die Medien rund um den Globus jagten in den Tagen und Wochen nach Strauss-Kahns Verhaftung dem Phantom Nafissatou nach.
Die Westschweizer Zeitschrift «L'Illustré» wartet nun mit einer angeblichen Entdeckung auf. Bereits in seiner Ausgabe von vor einer Woche hatte das Magazin für sich in Anspruch genommen, die weltweit ersten Bilder des mutmasslichen Opfers veröffentlichen zu können. Reporter der Zeitschrift haben nun eine Cousine der Hotelangestellten aufgespürt, die «irgendwo in der Romandie» leben soll. Unter dem Vorbehalt der Anonymität gibt sie den Journalisten unter dem Pseudonym «Ramata» Details aus dem Leben ihrer unfreiwillig berühmt gewordenen Verwandten preis. «Um ihr zu helfen», wie Ramata erklärt.
«Ich glaube nicht an eine Verschwörung»
«Das in den Medien ist nicht die Frau, die ich kenne», sagt die 30-jährige Ramata über ihre zwei Jahre ältere Cousine. «Ich bin sicher, alles hat sich so abgespielt, wie sie es gesagt hat. Dass sie nicht wusste, wer Dominique Strauss-Kahn ist – ich selbst hätte ihn ja auch nicht erkannt. Nein, ich glaube keine Sekunde an diese angebliche Verschwörung gegen ihn, das macht keinen Sinn. Nafissatou ist wirklich kein einfach manipulierbares Mädchen. Sie ist eine ehrenwerte Frau.»
Nafissatou, so die Cousine, habe nach dem Tod ihres ersten Mannes und ihres zweiten Kindes bei Ramata und ihrer Familie im Südsenegal gelebt. Kurz nach dem Ehemann sei dessen erste Frau gestorben. Darum sei das Gerücht herumgegangen, in der Familie gebe es Aids.
Nach einem Jahr im Senegal sei Nafissatou zurück nach Guinea. «Wir blieben aber in unregelmässigem Kontakt», sagt Ramata. Nachdem Nafissatou im Jahr 2000 in die USA ausgewandert sei, hätten sie sich wieder öfter gehört: «Weil wir über das Internet gratis miteinander sprechen konnten.» Auch am Wochenende des verhängnisvollen 14. Mai habe sie sich mit Nafissatou zu einem Skype-Gespräch verabredet gehabt. Doch dazu sollte es nicht mehr kommen: Seit der Festnahme Strauss-Kahns sind alle Drähte abgebrochen.
«Ich hätte ihn nicht angezeigt»
Dass Nafissatou im Sofitel als Zimmermädchen arbeitete habe sie aus den Medien erfahren, sagt Ramata. Die Cousine habe ihr stets erzählt, sie flechte in einem Coiffeursalon Zöpfchen. «In unserer Kultur ist Zimmermädchen eine beschämende Arbeit. Deshalb spricht man über so etwas nicht.» Auch über ihren mysteriösen zweiten Ehemann wollte Nafissatou nicht sprechen. Nur einmal habe Ramata bei einem Skype-Gespräch gefragt, ob er denn im Haus sei. Nafissatou habe bloss geantwortet: «Nein, er ist draussen.» Mehr nicht.
«Ich bin erstaunt, dass Nafissatou Anzeige erhoben hat. Ich hätte das nicht getan, aus Scham. Eine Vergewaltigung ist eine grosse Schande in unserer Kultur», so die Muslimin. «Sie wird nie mehr ein normales Leben haben. Und Strauss-Kahn? Er hat alles. Eine schöne Frau, Kinder, schöne Häuser, tolle Autos. Wieso tut er sich so etwas an? Geld macht eben nicht glücklich. Seine Detektive können in Nafissatous Leben herumschnüffeln, so viel sie wollen. Sie werden nichts gegen sie finden.»
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