Sie will die Macho-Kultur an der Wall Street auflösen
Cathie Wood weiss, wie man sich gegen Alphamännchen durchsetzt. Jetzt sorgt Fondsmanagerin wegen einer Finanzwette für Furore.

Wenn Fondsmanagerin Cathie Wood auf der Bühne steht, dann wirkt die grossgewachsene Frau oft ganz klein. Weil sie selten von sich spricht, sondern unter Garantie mindestens ein, zwei Mal die Namen ihrer Mitarbeiter fallen lässt. Kaum ein bekannter Fondsstar an der Wall Street redet sich selbst so klein wie Wood, aber für die Amerikanerin ist es Prinzip. Sie will die Alphamännchen-Kultur an der Wall Street auflösen – und die Glaubenssätze der eingefahrenen Banker widerlegen.
Die Geldexpertin betreibt an der New Yorker Börse derzeit eine der aufsehenerregendsten Finanzwetten dieses Jahres: Sie glaubt, dass sich der Aktienkurs des Autobauers Tesla binnen vier Jahren verzehnfachen dürfte. Und das, obwohl bei dem E-Pionier viele Menschen auf fallende Kurse wetten.
Wer also ist diese hierzulande kaum bekannte Investorin, die gerade für Wirbel sorgt?
«Viele meiner Freunde dachten, ich würde versagen. Ich habe das nie geglaubt.»
Wood ist schon oft in ihrer Finanzkarriere für verrückt erklärt worden. So auch, als sie 2014 nach Jahren beim Vermögensverwalter Alliance Bernstein und einem Hedgefonds aus dem Nichts ihren eigenen Mini-Fonds aufmachte. «Viele meiner Freunde dachten, ich würde versagen», erzählte Wood einst. «Ich habe das nie geglaubt.»
Diese Erfahrung hat Wood mit vielen der Tech-Pioniere gemein, in deren Unternehmen sie investiert. Mehr als 11 Milliarden Dollar setzt Wood inzwischen auf Firmen, die ihr besonders innovativ erscheinen – egal ob Robotik, künstliche Intelligenz, Blockchain oder DNA-Sequenzierung.
Wood hat auch erlebt, wie es ist, unterschätzt zu werden. Als alle Analystenkollegen beim Geldverwalter Alliance Bernstein auf ihren Themen hockten – und die junge Kollegin bloss argwöhnisch beäugten. «Ich musste deswegen herumscharren und mir meine eigenen Unternehmen suchen», sagte Wood vor Kurzem. Und sie fand sie.
Die unterschätzte Analystin suchte unterschätzte Unternehmen, die bei den Kollegen durch den Rost fielen. Und so begann sie ihre Karriere um die Jahrtausendwende mit Aktientiteln, die die Welt des Internets kabellos machen wollten.
Sie setzt auf Schwarmintelligenz
Heute, 20 Jahre später, glaubt Wood beim E-Autobauer Tesla an einen Kurs von 7000 Dollar je Aktie in vier Jahren. Aktuell wohlgemerkt steht der Kurs bei rund 700 Dollar. «Wenn ich recht habe», sagt Wood und legt eine Kunstpause ein, «hat diese Aktie gerade erst losgelegt.» Dann noch eine Kunstpause, um der Aussage Gewicht zu verleihen.
Doch Wood bohrt keine dünnen Bretter, ihre Experten haben sich die Chips in den Tesla-Wagen genau angesehen. Mehr als vier Jahre seien die Tesla-Leute allen anderen voraus, was die technischen Details angehe. Und überhaupt: Wenn in einigen Jahren viele Robotertaxis durch die Städte kurven, dann sei der Vorsprung von Tesla uneinholbar. Dass Kritiker Tesla eine Kultur mangelnder Kostenkontrolle vorwerfen, stört die US-Investorin offenbar nicht.
Doch Wood investiert nicht nur in Unternehmen, die alte Strukturen aufbrechen. Sie tut es mit ihrem Unternehmen auch selbst. Wood stellt die Ergebnisse ihres Researchs offen zur Verfügung, nicht hinter Zugangsschranken wie andere Gesellschaften. «Viele Leute schreiben uns an und sagen: ‹Hey, da und dort habt ihr aber unrecht.›» Wood setzt auf diese Schwarmintelligenz, was nicht ganz selbstlos ist. Ihre Podcasts und Blogeinträge sind schliesslich auch günstige Werbung.
Wenn Wood spricht, dann sausen ihre Arme umher, schlägt sie mit den Handkanten in die Luft, wackelt mit dem Zeigefinger oder zieht die Hände wie eine Ziehharmonika auseinander. Kaum ein Halbsatz, den sie nicht mit einer Bewegung unterstreicht. Die Frau, das ist offensichtlich, will gehört werden.
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