«Sie weisen alle zurück»
In einem Brief an die Behörden erheben die Flüchtlinge in Como schwere Vorwürfe gegen die Schweiz.

Flüchtlinge in Como erheben in einem Brief schwere Vorwürfe gegen die Schweizer Behörden, wie unter anderem das Portal Tio.ch berichtet. Die Flüchtlinge würden nach Italien zurückgeschickt, selbst wenn sie einen Asylantrag gestellt hätten. «Einige haben mündlich um Asyl gebeten, andere schriftlich. Alle werden zurückgewiesen, auch Minderjährige, Schwangere und Kranke.» Die Flüchtlinge bekämen keine rechtliche Unterstützung, ausserdem würden weder ihre Rechte noch ihre Situation geprüft. Die Schweizer Polizei wende Gewalt an, wenn sich jemand weigere, sich auszuziehen.
Der Brief ist an den Präfekten der Provinz Como, Bruno Corda, gerichtet. Die Gesetze, die ihre Bewegungsfreiheit gewährleisteten, würden derzeit in der Schweiz nicht eingehalten, schreiben die Flüchtlinge weiter. Sie bitten um ausserordentliche Massnahmen, «die uns erlauben, weiterzureisen, oder wenigstens, dass Sie sich unserer Stimme anschliessen, um den Druck auf die Behörden in der Schweiz und in Europa zu erhöhen, damit wir diese unhaltbare Situation lösen können, die unser Leben ruiniert und eine Belästigung für die Bewohner dieser Stadt darstellt».
Auch die italienische Polizei wird kritisiert. Unter anderem bringe sie die Flüchtlinge in den Süden des Landes zurück und nehme dabei keine Rücksicht auf Familien oder Freunde, die zusammengehören.
Seit mehr als sechs Wochen seien sie nun am Bahnhof von Como blockiert, schreiben die Flüchtlinge weiter. «Die schmerzliche Situation treibt uns zu Verzweiflungstaten. Aber wir sind keine schlechten Menschen, nur Migranten.» Die Unterstützung durch Freiwillige mache ihre Situation zwar erträglicher. Doch wenn das Hauptproblem, die geschlossene Grenze, nicht gelöst werde, werde ihre Lage bald unhaltbar. Unterschrieben ist der Brief mit «Migranten vom Bahnhof San Giovanni».
Über die tatsächliche Lage und das Vorgehen des Grenzwachtkorps im Tessin herrscht Unklarheit. Das Grenzwachtkorps versicherte vergangene Woche, es handle gesetzeskonform. Wenn eine Person zu erkennen gebe, dass sie in der Schweiz um Schutz ersuche, habe sie Zugang zum Schweizer Asylsystem. Weggewiesen werde, wer kein Asylgesuch stelle oder nur durch die Schweiz reisen wolle.
Persönliches Hinstehen gefordert
Seit einigen Tagen bereits kursiert in Como zudem ein offener «Brief an die Stadt» mit ähnlichen Vorwürfen. Darin schreiben die Flüchtlinge, sie hätten immer wieder versucht, die Grenze zur Schweiz zu passieren – per Zug, Bus und durch den Wald. «Aber die Behörden haben uns wie Tiere eingesammelt. Während der Kontrollen werden wir immer wieder erniedrigt.» Sie seien gezwungen worden, sich auszuziehen – ohne Trennung nach Geschlechtern. Weiter schreiben die Flüchtlinge, sie hätten mehr als einen Tag in kleinen Räumen ausharren müssen «ohne Essen, Wasser oder juristische Unterstützung. Wir wundern uns, weshalb es ein Verbrechen ist, die Grenze zu überqueren, während die systematische Verletzung unserer Rechte zur Tagesordnung gehört.»
Ein Vertreter der Stadt Como zeigt im «Corriere di Como» zwar Verständnis für die Ängste und die schwierige Situation der Flüchtlinge, fordert aber, dass die Schreibenden sich persönlich zu den schweren Anschuldigungen bekennen.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch