Sie sind stark, robust und unaufhaltsam auf dem Vormarsch
Schwarzmundgrundeln breiten sich im Rhein invasiv aus. Grund ist unter anderem ein «besonders schlagkräftiges Immunsystem», wie Forscher der Uni Basel berichten. Inzwischen hat der Fisch Birs und Wiese erreicht.

Die Entwicklung verläuft schleichend und unter der Wasseroberfläche, sodass die meisten davon nichts mitbekommen. Die aus dem Schwarzenmeer eingeschleppte Schwarzmundgrundel breitet sich seit 2010 unaufhaltsam auf dem Rheingrund aus. Und zwar explosiv. Grund ist neben ihrer Gefrässigkeit auch ein «besonders schlagkräftiges Immunsystem», wie die Universität Basel am Dienstag mitteilt. Dieses könnte ein wesentlicher Grund für die hohe Anpassungsfähigkeit sein.
Bei der Uni Basel forschen Patricia Holm und ihr Team an der Ausbreitung dieser eingeschleppten Fischart. Nachdem bei dem Monitoring 2018 deutlich weniger Schwarzmundgrundeln gefangen wurden und von einem Einbruch die Rede war, hat sich die Zahl im Spätherbst 2019 wieder verdreifacht und alte Höchstmarken erreicht. «Wir haben wieder einen deutlichen Anstieg gemessen», sagt Holm zu dieser Zeitung. «Mittlerweile finden sich diese Fische auch in der Wiese und der Birs.» Die Schwarzmundgrundel gilt deshalb als einer für die heimische Flussfauna gefährlichste Arten, weil sie den Laich von Zander, Flussbarsch, Hecht & Co. fressen und somit deren Reproduktion massiv beeinträchtigen und aus dem angestammten Lebensraum verdrängen.
Weniger krankheitsanfällig als andere Fische
Innert weniger Jahre habe sich die Fischart weltweit rasant verbreitet, schreiben die Forscher. Eingeschleppt wurde er meist über Ballastwasser von Schiffen. In den Rhein kam die Schwarzmundgrundel durch den Donau-Rhein-Kanal. «Die ausgeprägten Anpassungsfähigkeiten an neue Umgebungen hängen offenbar mit dem Immunsystem zusammen», heisst es.
Analysiert wurden bei den Schwarzmundgrundeln Gene, die die der Fischkörper bei entzündlichen Abwehrreaktionen anwendet. Hier ist der invasive Fisch besonders gut ausgestattet für den Wettkampf mit anderen Arten, denn die Schwarzmeergrundel setzt 30-mal mehr solche Abwehrkräfte ein als bei vergleichbaren Arten. «Dies könnte der Schwarzmundgrundel helfen, mit krankheitserregenden Stoffen umzugehen, und damit ihre erfolgreiche Besiedlung der weltweiten Gewässer begünstigen», so die Forscher. Die Forscher rätseln jedoch noch darüber, warum Schwarzmundgrundeln auch in stark verschmutztem Wasser vorkommen, etwa in Häfen, während sie sich in der Entgiftung nicht von anderen Arten unterscheiden.
Extrem anpassungsfähige Art
In Sachen Genen fanden die Forscher bei der Schwarzmundgrundel noch eine weitere Eigenart: Die Fischart kann einerseits besonders gut mit Schwankungen im Salzgehalt umgehen, anderseits aber auch mit Trockenheit oder Kälte fertig werden. Das könnte erklären, warum die Schwarzmund-Grundeln auch in der nördlichen Nordsee vorkommen, also in Wassertemperaturen weit unter jenen ihrer angestammten Heimat, schreiben die Forscher.
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