«Sie fürchten die Hölle, wenn sie von einer Frau getötet werden»
Sie tragen traditionelle Kleidung und Maschinengewehre: Im Irak kämpfen Frauen Seite an Seite mit den Männern gegen die Islamisten – und damit für ihre Gleichberechtigung.

Tekoschin steht auf einem Berg im Nordirak, über ihrer Schulter baumelt ein Gewehr, am Gürtel steckt eine Handgranate. Sie hält Stellung, schaut sich um. Gemeinsam mit dutzenden anderen Frauen bietet die 27-Jährige an der Seite der Kämpfer der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) dieser Tage den IS-Dschihadisten am Berg Machmur die Stirn. Es ist nicht nur ein Kampf um die Rückeroberung ihrer Städte, es ist auch ein Kampf für die Freiheit der Frauen, die von den Dschihadisten unterdrückt werden.
«In den Gebieten, die sie kontrollieren, erlauben sie den Frauen nicht einmal, auf den Markt zu gehen», sagt Tekoschin über die IS-Milizen. Zur kompletten Verhüllung würden die Frauen gezwungen, weshalb die Miliz nicht nur eine Bedrohung für die Kurden, sondern auch für die «Befreiung der Frau» sei. «Mit unserem Kampf gegen IS wollen wir Frauen vor den Dschihadisten und vor dieser Gedankenwelt schützen», sagt Tekoschin.
«Wir kämpfen gemeinsam mit den Männern»
Gegen die Islamisten im Irak kämpft neben den kurdischen Peschmerga seit Wochen auch die PKK. «Wir organisieren uns normalerweise in Gruppen von vier Frauen, ich leite eine davon», erzählt Tekoschin, die traditionelle kurdische Kleidung trägt, über ihren Kampfalltag. «Nur wenn es zur Schlacht kommt, teilen wir uns auf und kämpfen gemeinsam mit den Männern.»
Weibliche Einsatzkräfte haben bei der PKK eine lange Tradition. Auch Tekoschin kämpft für die PKK, seit sie 14 Jahre alt ist. Verheiratet ist sie - wie die meisten Kämpferinnen - nicht, obwohl es ihr erlaubt wäre. «Aber es ist doch ein wenig verpönt», sagt sie und lächelt ein wenig. Im Kampf setzt die Kurdin vor allem auf den Überraschungseffekt. «Ich glaube, die IS-Kämpfer haben mehr Angst vor uns als vor den Männern.» Wahrscheinlich befürchteten die Dschihadisten, «in die Hölle zu kommen, wenn sie von einer Frau getötet werden».
Lieber Maschinen- statt Sturmgewehre
Neben ihr steht Saria, eine schüchterne 18-Jährige aus dem Norden Syriens, die lieber Maschinen- statt Sturmgewehre bedient. Ihre Eltern sind PKK-Mitglieder, ihre Geschwister kämpfen in Syrien gegen die Dschihadisten und obwohl sie als Kind eigentlich keine Kämpferin werden wollte, kam es später anders. «Ich habe gemerkt, wie sehr mich meine kurdische Nation braucht», sagt sie. Deshalb habe sie dann doch diesen Weg gewählt. «Es ist wichtig, dass wir unseren Platz im Krieg finden, Seite an Seite mit den Männern.»
In den Bergen leben die Kurden normalerweise ein recht gleichberechtigtes Leben. Männer und Frauen wechseln sich beim Kochen ab; nur jetzt, zu Kampfzeiten, kommen männliche Freiwillige aus Erbil und übernehmen die Verpflegung der Einheiten. Auch für die 26-jährige Schimal ist der Kampf gegen IS gleichsam ein Kampf für die Kurden wie auch ein Zeichen der Solidarität mit den Frauen, die in die Fänge des IS geraten sind. Die Miliz mache «Frauen zu Sklavinnen», sagt sie. Und dagegen will sie kämpfen.
AFP/thu
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