Binninger Baumschützer sind frustriertSie erlebte den Zweiten Weltkrieg: Nun wird die 100-jährige Buche gefällt
Da sich der imposante Baum am Kronenplatz in einem «miserablen» Zustand befinde, hat seine letzte Stunde geschlagen. Seit 20 Jahren engagiert sich ein Komitee für den Erhalt der Blutbuche.

Wie ein stolzer Wächter thront sie über dem Kronenplatz in Binningen: die Blutbuche, die um das Jahr 1920 gepflanzt worden ist und seitdem ihren festen Platz in der Gemeinde hat.
Doch die Zeit ihrer Imposanz am dorfbekannten Platz neigt sich dem Ende zu. Der Wächter muss seinen Posten demnächst räumen.
Wie der Gemeinderat vor ein paar Tagen bekannt gegeben hat, wird der Baum kommenden Samstag gefällt. Laut Spezialisten weise er einen «miserablen» Zustand auf, heisst es auf der Verwaltung – die Sicherheit sei nicht mehr gewährleistet, Massnahmen für eine Stabilisierung undenkbar. Die Buche soll gekillt werden, bevor jemand von einem abfallenden Ast getroffen wird.
Erfolgreicher Widerstand 2003
Für die Binninger Baumschützerin Maja Samimi eine traurige Entwicklung. Sie sagt: «Die Buche ist tatsächlich nicht mehr in optimalem Zustand. Doch es scheint, dass die Pflege in letzter Zeit von der Gemeinde vernachlässigt worden ist.»
Samimi ist Mitglied des Komitees pro Blutbuche, das vor rund 20 Jahren und aufgrund desselben Baums initiiert wurde. Denn mit dem jetzigen Urteil holt die Buche ein Schicksal ein, das sie beinahe schon 2003 erreicht hatte. Bereits damals wollten die Behörden den Hünen stürzen, wie aus den damaligen Plänen des neuen Kreiselbaus hervorgegangen war.
Aufgrund der Androhung formierte sich jedoch beachtlicher Widerstand – das Komitee von Samimi und weiteren Mitstreitern (darunter auch ehemalige Einwohnerräte) reichte im Dezember vor 20 Jahren in Liestal eine Petition für den Erhalt des Baums ein. «Wir waren nicht sehr optimistisch, obschon wir in den Wochen zuvor viele Unterschriften gesammelt haben.»
Doch das Unterfangen hatte Erfolg. Der Kanton, der für den Bau des Kreisels verantwortlich war, erhielt die Buche nach dem mittelgrossen Proteststurm aus Binningen am Leben.

Wie sich bei fortschreitenden Bauarbeiten des Kreisels herausgestellt habe, wäre nicht eine einzige Wurzel des Baums tangiert worden, erzählt Samimi. «Unser Einsatz war also absolut gerechtfertigt.» Danach hätten sich Mitglieder des Komitees zehn Jahre lang jeweils im Dezember bei der Blutbuche getroffen, um gemeinsam anzustossen und sich an den Erfolg zu erinnern.
Und nun?
Nun gibt es kein Zurück mehr. Den Baumschützern war es in den vergangenen Jahren nicht möglich, die Buche unter Schutz zu stellen. Für die Gemeinde sei der Weg jetzt frei, die Liegenschaft, auf der die Blutbuche steht, zu veräussern, kritisiert Samimi. «Und das Komitee wurde über die neuen Entwicklungen nicht informiert. Das macht natürlich traurig.»
Einen ebenbürtigen Ersatz plant der Gemeinderat nicht. Allerdings sollen nahe liegend neue Sträucher und Büsche gepflanzt werden.
Ob sie dem Kronenplatz auch als stolzer Wächter dienen?
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