Basler Nationalrätin auf SRFSibel Arslan witzelt über Klimagipfel und «lahme Typen»
In einer satirischen Darbietung bei «Deville» lässt die Basler Nationalrätin (Grüne) das vergangene Jahr Revue passieren. Die Sendung steht in der Kritik, politischen Aktivismus zu betreiben.
Eine scharfzüngige Sibel Arslan im Staatsfernsehen: Während die Basler Nationalrätin in der Vergangenheit häufig Opfer von öffentlichen Angriffen geworden ist, hat sie den Spiess am Sonntagabend umgedreht. In der Satiresendung «Deville», einer wöchentlichen Late-Night-Show des Schweizer Radios und Fernsehens (SRF), spottete die Grünen-Politikerin zusammen mit den Comedians Rebekka Lindauer, Renato Kaiser, Charles Nguela sowie dem Moderatorenduo Regula Esposito alias Helga Schneider und Dominic Deville über das letzte Jahr.
Im sogenannten Endjahresroast rechneten die Gäste nacheinander mit 2021 – und auch sich selber – ab. Arslan, in der Polit- und Fernsehszene nicht als pickelharte Komödiantin bekannt, nahm bei ihrer Performance kein Blatt vor den Mund. Umgehend zog sie Parallelen zu ihrem politischen Tun. «Es erinnert mich hier ans Parlament. Am Rednerpult drei pseudolustige Männer, die fast keine Haare mehr haben.» Weiter teilte sie aus: «Ihr wisst alle, dass ich schon mehrmals weggewiesen, beschimpft oder bedroht worden bin. Aber das, was ihr hier Roasting nennt, nennen wir bei den Grünen wichteln.»
«Fast eine Metzgete»
Ihre Pointen kamen an. Auch als sie über SVP-Bundesrat Ueli Maurer und dessen Wirken am Weltklimagipfel in Glasgow witzelte, grinsten die Anwesendem im Studio in der Zürcher Sihlcity, wo «Deville» aufgezeichnet wird. «Als Ueli Maurer den grünen Finanzplan der Schweiz in Glasgow anpreisen wollte, musste ich das erste Mal im 2021 so richtig lachen», sagte sie. Und weiter: «Beim Klimagipfel erzählen sich lahme Typen gegenseitig schlechte Witze über das Klima, Greta und grüne Energien. Am Ende ist es nur traurig … wie hier bei Deville.»

Danach musste unter anderem Ueli Maurer ein weiteres Mal – im wahrsten Sinne des Wortes – den Kopf hinhalten. Arslan verglich ihn in seinen Jugendjahren mit einem der Gäste: Satiriker Renato Kaiser, der wie Maurer eine Glatze hat.
Nach ihrer Darbietung beglückwünschte sie Gastgeber Dominic Deville: «Das war kein Roast, sondern fast eine Metzgete.» Der bekannte TV-Satiriker ist derzeit nicht unumstritten. Moderatoren wie ihm oder dem Deutschen Jan Böhmermann wird häufig der Vorwurf gemacht, sie würden auf Staatskosten politischen Aktivismus betreiben.
Ein Funken Wahrheit
Arslan hält ihren Auftritt tags darauf indes für gelungen. «Es ist wichtig, dass wir auch in schwierigen Zeiten gemeinsam Spass haben können. Ich habe dafür eine andere, offenere und hoffentlich humorvolle Seite von mir preisgegeben», sagt sie auf Anfrage. «Ich hatte zwar grossen Respekt vor der Sendung, doch ich habe die Stimmung als sehr positiv wahrgenommen», sagt sie und fügt an: «Das Gesagte muss selbstverständlich an einen Funken Wahrheit geknüpft sein, aber es war natürlich hoch zugespitzt.»
Der Nationalrätin ist es wichtig, dass Politiker auch künftig bei solchen Veranstaltungen teilnehmen. «In anderen Ländern ist das bereits üblich.» Ihr Favoritenspruch ist: «In Deutschland schafft es eine Grüne in die Landesregierung, und bei uns schafft es eine Grüne höchstens in eine schlechte Comedy-Sendung.»
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Benjamin Wirth ist seit 2019 als Lokalredaktor für den Grossraum Basel zuständig. Ausserdem ist er Mitglied des Teams Gemeinden.
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