Vom «Missbrauch der eigenen Stellung», von «grobem Unfug» und gar einer Infragestellung der «Kunst-, Meinungsäusserungs- und Medienfreiheit» war die Rede: In den letzten Tagen ist mal wieder einiges durcheinandergegangen, seit Roger Blum, Ombudsmann des Schweizer Fernsehens, einer Beschwerde an einer Nummer des Satirikers Michael Elsener recht gab. «Ombudsmann, you're drunk», twitterte Satiriker Gabriel Vetter.
Nüchtern betrachtet geht es um die Satiresendung «Late Update», in der Michael Elsener in der Rolle des erfundenen deutschen Journalisten Frank-Walter Froschmeier Schweizer Politiker interviewte. Darunter SP-Chef Christian Levrat, demgegenüber Michael Elseners Froschmeier die Präsidentin der Schweizer Jungsozialisten, Ronja Jansen, als «Miss Juso» bezeichnete, sie «heiss» nannte. Das sei «sexistisch», urteilte Roger Blum – und er hat damit recht.
Recht hat Ombudsmann Blum nicht, weil er in seiner Stellungnahme davon ausgeht, Kunstfiguren wie Frank-Walter Froschmeier müssten sich «typengerecht» verhalten, um den Anspruch erheben zu können, ihre Aussagen seien Kunst und damit unangreifbar. Blum ist zuzustimmen, dass es für deutsche Journalisten wohl kaum typisch sein wird, «dass sie sexistisch sind».
Aber so einfach ist die Sache nicht: Auf Anhieb fällt einem Hape Kerkelings Figur des fiktiven deutschen Journalisten Horst Schlämmer ein: Bei seinem ersten Auftritt sprach Schlämmer gleich mehrere Schauspielerinnen und Showgrössen als «Schätzelein» an. «Du bist aber ein lecker Häschen», sagte Kerkelings Schlämmer zur Schauspielerin Anna-Maria Mühe. Zuvor hatte er Yvonne Catterfeld ein «schönes Angebot» gemacht: «Du darfst mich jetzt anfassen. Und du entscheidest, wo».
Horst Schlämmers Auftritt bei der Goldenen Kamera ist über zehn Jahre her – und seine Figur war wohl schon damals als antiquiert angedacht. Wie auch Viktor Giacobbos Harry Hasler, der nun zur Verteidigung von Elseners Froschmeier wiederholt ins Feld geschickt wurde: Sowohl Hasler als auch Schlämmer waren schon bei ihren ersten Auftritten unzeitgemässe Figuren, von denen man annehmen konnte, sie stünden für eine Welt, die verschwinden wird. Oder schon verschwunden ist. Zu dieser scheinbar entrückten Welt zählte man damals wohl auch den Sexismus. Er schien kein Problem mehr zu sein, deshalb konnte man so herzhaft über ihn lachen. Ein Irrtum, wie wir heute alle wissen.
Selbstverständlich spricht nichts gegen eine satirische Kritik des Sexismus. Aber dazu kam es im «Late Update» nicht: Es war der Politiker Christian Levrat, der das Interview mit Elseners Figur abbrach, als sich diese sexistisch äusserte. Nichts daran war lustig. Satire – wie auch Michael Elsener – konnten hier nicht zeigen, wie sie etwas zur Kenntlichkeit entstellen können. Und was ohne sie fehlen würde. Denn dies müsste der Massstab für jede gute Satire sein.
Wenn Ronja Jansen oder jemand anderes nun sagt, ich will nicht, was da mit mir gemacht wird, das ist ist sexistisch und diskriminierend, dann ist das zu akzeptieren. Das hat nichts mit Beleidigtsein zu tun. Aber mit der Verteidigung der Integrität der eigenen Person – und dem Kampf gegen sexistische Stereotypen, die Elsener in seinem Levrat-Interview reproduzierte. Und deshalb war es richtig, dass SRF-Ombudsmann Roger Blum die Beanstandung der Juso-Präsidentin Ronja Jansen voll und ganz unterstützte.
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Sexismus im SRF? Zum Glück gibt es den Ombudsmann!
Recht hat der Ombudsmann des Schweizer Fernsehens, wenn er eine Nummer des Satirikers Michael Elsener als sexistisch rügt.