Senioren schwelgten in Erinnerungen an die Landi 39
Der Begegnungsnachmittag der reformierten Kirche Fehraltorf stand am Mittwoch unter einem besonderen Motto – der Landesausstellung 1939.
Von Marc Ulrich Fehraltorf – Der Saal ist abgedunkelt. Kaffeegeruch liegt in der Luft. Die Seniorinnen und Senioren starren gebannt auf die schwarzweissen Bilder, die vor ihnen über die Leinwand flimmern. Ein Raunen geht durch die Reihen, als der Schifflibach gezeigt wird, auf dem die Besucher der Landi 39 in kleinen Booten durch das Ausstellungsgelände in Zürich trieben. «Det bini au gsi», flüstert eine Frau ihrer Kollegin aufgeregt zu und rutscht auf dem Stuhl hin und her. Der Film zeigt darauf ein weiteres Highlight – die Seilbahn, welche die Besucher zwischen Wollishofen und dem Seefeld über das Zürcher Seebecken zu den beiden Ausstellungsschwerpunkten transportierte. Wieder Geflüster und Gekicher unter den Anwesenden. Zu den geschichtsträchtigen Bildern ertönt das Ausstellungslied «S'Landidörfli» von Robert Barmettler – spontan stimmen zwei Frauen mit ein und fordern den ganzen Saal auf, mitzumachen. «S'Landidörfli am Zürisee», singen die Leute im Chor. Das Kinderparadies Esther Ackermann, eine der Seniorinnen, war damals sieben Jahre alt. Sie erinnert sich noch gut an ihr Wochenende an der Landi 39. «Meine Mutter und ich sind mit dem Zug von Basel nach Zürich gefahren», erzählt sie. «Als wir durch die Bahnhofstrasse liefen, kam es mir vor wie in einem anderen Land.» Stolz zeigt sie ein Foto von ihr und ihrer Mutter an der Ausstellung, das sie bei sich trägt. «Wir waren überwältigt von der Menschenmasse, vom Schifflibach und von der Ausstellung», fährt sie fort. Besonders beeindruckt sei sie auch vom eidgenössischen Trachtenfest gewesen. «Jeder Kanton präsentierte auf diesem Umzug voller Stolz seine eigene Tracht.» Mehr als 160 000 Menschen nahmen an diesem Spektakel teil. Die schönste Erinnerung hat Esther Ackermann an das Kinderparadies: «Wenn es uns Kindern zu langweilig wurde, konnten unsere Eltern uns im Kinderparadies abgeben.» Dort habe es ein grosses Angebot an Spielmöglichkeiten gegeben, wo sich die Sprösslinge austoben konnten. Sie erinnert sich weiter, dass es «für alle Kinder Ovomaltine zu trinken gab». Nestlé sponserte das Kinderparadies. Die Mobilmachung Nach dem Film ist eine gemütliche Kaffee- und Sandwichrunde angesagt, die Leute tauschen ihre Erinnerungen aus. «Die damalige Stimmung werde ich nie vergessen», sagt Ackermann zu einer Kollegin. «Man spürte, wie die Ausstellung den Zusammenhalt in der Bevölkerung festigte, obwohl gerade der Krieg ausgebrochen war.» Die Landi 39 fand vom 6. Mai bis 29. Oktober 1939 statt und stand im Zeichen der Geistigen Landesverteidigung. Über zehn Millionen Eintritte konnten verzeichnet werden. Der 2. Weltkrieg überschattete aber ab dem 1. September den weiteren Verlauf. Die erste Generalmobilmachung wurde ausgerufen. Hugo Uebelhart, ein Ur-Fehraltorfer und damals 21 Jahre alt, war einer der Soldaten, die sofort einrücken mussten. «Am Sonntag vor der Mobilmachung war ich mit Freunden noch an der Ausstellung», erinnert er sich. «Am nächsten Morgen bekam ich das Aufgebot und musste nach Grenchen.» Uebelhart erzählt weiter, dass man eine gewisse Angst im Land spüren konnte. «Die Ausstellung war sehr friedlich verlaufen, es gab keinen Radau, wie man es heute gewohnt ist.» Nach dem Ausbruch des Krieges sei das Bild aber von den Uniformen der Schweizer Soldaten geprägt gewesen. Beide, Hugo Uebelhart und Esther Ackermann, erwähnen, dass bei den anwesenden Leuten die schönen Erinnerungen an diese Zeit trotzdem überwiegen. Und: «Für uns war es die schönste Landesausstellung, welche die Schweiz je gehabt hat.»
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch