
«J'ai merdé!», ich habe Scheisse gebaut. Ein zerknirschter Jean-Pierre Vuille versuchte der Zeitung «24 heures» am Tag nach einer hektischen Wahlnacht händeringend zu erklären, warum seine Gemeinde die letzte war, die ihre Resultate an die Wahlzentrale übermittelt hatte. Auf den Flecken Arzier-Le Muids im Waadtländer Jura, 2697 Einwohnerinnen und Einwohner, hatte am Sonntag die ganze Schweiz gewartet. Erst gegen 23 Uhr stand endlich, endlich, endlich das Schlussresultat fest.
Vuille, Präsident des «Conseil communal», einer Art Gemeindeparlament, hatte die 725 abgegebenen Nationalratslisten falsch erfasst. Darum funktionierte die elektronische Übermittlung nach Lausanne nicht. Um 18 Uhr hatten alle anderen Gemeinden im Bezirk Nyon ihre Resultate weitergeleitet, nur Arzier-Le Muids fehlte. Bezirkspräsident Jean-Pierre Deriaz, schon leicht besorgt, griff zum Telefon: «Ich rief Arzier an, wo mir gesagt wurde, es gebe ein Problem, aber sie würden es schaffen.»
Um 20 Uhr aber lagen immer noch keine Resultate vor. Wieder telefonierte Deriaz. Niemand nahm ab. Da setzte sich der Bezirkspräsident persönlich in sein Auto und fuhr die kurvenreichen neun Kilometer nach Arzier hinauf.
Er hat den den Kurs geschwänzt
Bald darauf konnte der Kanton Bern – normalerweise einsamer und viel belächelter Nachzügler beim Übermitteln der Resultate – selbstzufrieden verkünden, die Arbeit sei abgeschlossen. Und wünschte via Twitter wohlgemut eine gute Nacht.
Unterdessen Hektik im Gemeindehaus von Arzier-Le Muids. Der Bezirkspräsident und Jean-Pierre Vuille versuchten den Knoten zu lösen. Mithilfe der Techniker im Lausanner Wahlzentrum gelang es den beiden dann, die Resultate korrekt einzugeben und weiterzuleiten. Um 22.51 Uhr war es so weit.
Vuille musste dem Bezirkspräsidenten beichten, dass er den Kurs des Kantons zur Einführung des Waadtländer Wahlerfassungssystems Votelec geschwänzt hatte. Deswegen hatte er die unveränderten Listen nicht so in den Computer eingegeben, wie es vorgeschrieben ist. Ausgerechnet die eigentlich einfachsten Fälle für die Auszählung hatten also zu der Verzögerung geführt.
Es ist ihm nicht recht
Arzier liegt auf 839 Metern über Meer an einem Südhang oberhalb des Genfersees. Etwas weiter unten befindet sich der Weiler Le Muids. Wie viele kleine Gemeinden hat man auch hier Mühe, politische Ämter zu besetzen. Die Waadtländer Verfassung schreibt den Gemeinden neben der «Municipalité» (der Exekutive, die in Arzier-Le Muids fünf Mitglieder zählt) einen «Conseil communal» vor – sage und schreibe 55 weitere Bürgerinnen und Bürger, die sich politisch engagieren müssen. Präsident Jean-Pierre Vuille hatte sich schon vor Jahren beklagt, es sei schwierig, die frei werdenden Sitze in dem Riesengremium zu füllen.
Vuille, der auch Präsident des örtlichen Schützenvereins ist, hat die Gemeinde mit seinem Versäumnis zur Lachnummer gemacht und in die Schlagzeilen der welschen Medien und des Deutschschweizer Onlinemediums «Watson» gespült. Ihm ist das hinten und vorn nicht recht. Der «24 heures»-Journalistin Madeleine Schürch gestand er: «Ich habe sehr schlecht geschlafen.»

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Seinetwegen wartete die Schweiz auf die Resultate
Der Waadtländer Gemeindepolitiker Jean-Pierre Vuille hatte dem Zählsystem falsche Wählerdaten gefüttert.