«Sein Charisma ist für Maduro unerreichbar»
Nicolás Maduro muss in die Fusstapfen von Hugo Chávez treten. Um seiner Rolle gerecht zu werden, versucht er den verstorbenen Staatschef zu imitieren.

Die Journalisten vor Ort waren irritiert. Es war Dienstag, einige Stunden zuvor hatte die Regierung mitgeteilt, dass Hugo Chávez an einer neuen Infektion leide. Doch bei der Pressekonferenz in Caracas bekamen die Zuhörer statt sachlicher Information zum Gesundheitszustand des Staatschefs eine geballte Ladung an Verschwörungstheorien zu hören. «Historische Feinde» seien für den Krebs von Hugo Chávez verantwortlich, behauptete Nicolás Maduro. Sie hätten ihn vergiftet.
Zugleich gab der Chávez-Stellvertreter bekannt, dass der Luftwaffenattaché der US-Botschaft, David Del Monaco, des Landes verwiesen werde wegen «Destabilisierungsprojekten».
Stimmlage und Sprechweise verändert
Verschwörungstheorien und Anti-Amerikanismus: Die Aussagen Maduros erinnern stark an die Rhetorik seines Mentors. Wie er Obamas Vorgänger George W. Bush 2006 bei der UNO-Vollversammlung vor aller Welt einen «Teufel» nannte («Es riecht hier noch immer nach Schwefel») haben die USA noch nicht vergessen. 2002 machte er den Geheimdienst CIA für einen Militärputsch gegen sich verantwortlich, 2011 nannte er Obama einen «Clown».
Die Korrespondenten der «New York Times» sehen im Verhalten Maduros einen Versuch, den grossen Volkshelden des Landes zu kopieren. Dabei bleibe es nicht nur bei der Rhetorik: Innerhalb der letzten Wochen habe er auch die Stimmlage und die Sprechweise von Hugo Chávez übernommen. Auffällig war auch, dass Maduro während der Prozession neben dem Sarg von Chavez eine Windjacke in den Nationalfarben gelb, blau und rot, anhatte, so wie auch Chavez sie oft getragen hatte.
Kein «Mini-Me»
Ob Maduro seine Imitationsversuche Erfolg bringt, ist jedoch mehr als fraglich: «Er muss in Fusstapfen treten, die einfach zu gross sind», meint Redaktion Tamedia-Korrespondent Sandro Benini gegenüber Redaktion Tamedia. «Bei seinen Reden konnte Chavez eine Verbundenheit mit dem Volk herstellen, so etwas wird Maduro nie schaffen.» Maduro wisse selbst, dass er dem Vergleich mit Chavez nie standhalten würde. Dessen Charisma sei für den Nachfolger unerreichbar: «Es ist ein rettungsloses Unterfangen.»
«Er kann nicht einfach hinstehen und sagen Ich bin der «Mini-Me» von Chavez, jetzt müsst ihr mir folgen», sagt auch Maxwell A. Cameron von der University of British Columbia in Vancouver gegenüber der «New York Times».
Unsichere wirtschaftliche Situation
Seit seinem Tod geschehe eine Heiligsprechung Chavez', von dieser könne Maduro noch länger profitieren, meint Sandro Benini. Später dann komme vieles darauf an, wie sich die wirtschaftliche Situation entwickeln wird. Wie es mit Venezuelas Wirtschaft weitergeht ist offen: Aus den Gewinnen des staatlichen Öl-Monopolisten flossen zwischen 2004 und 2010 etwa 61,4 Milliarden Dollar in Sozialprogramme.
Die USA als einer der Hauptkunden sind jedoch gerade dabei, sich durch Fracking unabhängig von Importen zu machen. Die Raffinerien Venezuelas müssten zudem dringend modernisiert werden. Die Inflationsrate des Landes gehört mit 32 Prozent zu den höchsten der Welt.
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