TV-Kritik «Spy City»Sehen wir hier den nächsten James Bond?
Die Serie «Spy City» bringt alles mit, was ein guter Spionage-Thriller benötigt – inklusive vielversprechenden Hauptdarstellers.
Der Feind könnte überall lauern. Im Frühjahr 1961, wenige Monate vor dem Mauerbau, zeigt sich Berlin als Stadt voller Spione. Während die Temperaturen bereits für den Kalten Krieg abkühlten, hatte jeder Agent die ständige Angst im Hinterkopf, einen dritten Weltkrieg auszulösen.
Das Szenario: Der britische Spion Fielding Scott, gespielt von Dominic Cooper, der vielen aus den Mamma-Mia-Filmen bekannt sein dürfte, bekommt die Chance, seinen kaputten Ruf wiederherzustellen. Dafür soll er in Berlin für seinen MI6-Boss Stuart-Hay (Rupert Vansittart) die Operation «Beethoven» ausführen und das Überlaufen eines ostdeutschen Wissenschaftlers gewährleisten. Die Operation scheitert, bevor sie begonnen hat, durch einen Mord.
Nun ermittelt Fielding gegen die eigenen Reihen. Ist der Maulwurf seine Sekretärin Elisa Hahn (Leonie Benesch), die heimlich bei der Stasi arbeitet? Oder ist es die französische Agentin Severine Bloch (Romane Portail), mit der Fielding eine verbotene Affäre wieder aufleben lässt? Gemeinsam mit der Fotografin Ulrike Farber (Johanna Wokalek) beschattet er Madame Bloch auf ihrer Mission, einen Nazi zur Rechenschaft zu ziehen, der einst ihren Ehemann ermordete.

In der britisch-deutsch-tschechischen Serie, die am Sonntag angelaufen ist, ermittelt jeder gegen jeden. Dabei wird nicht an genretypischen Elementen gespart: Schüsse, Spannung, Sex. Die Parallelen zu Fieldings Quasikollegen James Bond sind unverkennbar. Kein Wunder, denn Drehbuchautor William Boyd hatte auch schon bei 007 seine Füllfeder im Spiel. «Er ist Engländer, gut aussehend, dunkle Haare», beschreibt Elisa ihren Chef passend. Und Fielding scheint ebenfalls die Lizenz zum Töten zu haben: Skrupellos drückt er sekundenlang den Kopf eines Gegners in eine Pfütze, bis dieser aufhört zu atmen. War aber Notwehr.
Statt in der deutschen Hauptstadt wurde im tschechischen Prag gedreht. Das Gefühl eines 60er-Jahre-Berlins wird trotzdem perfekt vermittelt. Die Serie ist die logische Konsequenz auf den Erfolg jüngster historischer Produktionen und liefert mit ihrer hochkarätigen Besetzung genau das ab, was von einem Spionage-Krimi zu erwarten ist. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger.
Am Ende des Dreiteilers wird aufgelöst, wer der Maulwurf ist. Nur eine Frage bleibt offen: Ist Hauptdarsteller Dominic Cooper womöglich der nächste James Bond?
«Spy City», Sonntag, 24. und 31. Oktober, 22.15 Uhr im ZDF. Alle Folgen verfügbar in der Mediathek.
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