Skandal um Golfstar Justin Thomas «Schwuchtel» – dann brach seine Welt zusammen
Justin Thomas ist der drittbeste Golfer der Welt. Wegen einer unbedachten Selbstbeschimpfung steht er nun am Pranger und verliert wichtige Sponsorengelder.

Justin Thomas ist 27-jährig, die Nummer 3 der Golfrangliste, 13-facher Turniersieger, für viele ein Vorbild. In diesem Januar aber brach seine Welt, wie sie vorher war, zusammen. Während sich selbst führende Politiker der USA fast alles leisten können, ohne wirklich zur Rechenschaft gezogen zu werden, reichte dem Profigolfer ein falsches Schimpfwort zur falschen Zeit, um in Ungnade zu fallen und an den Pranger zu kommen.
Es geschah Mitte Januar an einem PGA-Turnier auf Kapalua, auf der zu Hawaii gehörenden Insel Maui. Thomas, der gut im Rennen um den Titel lag, schob aus etwa 1,5 m einen Putt am Loch vorbei. Als er ihm nachlief, fing das Mikrofon auf, wie er sagte: «You faggot.» Du Schwuchtel. Und damit hatte er den Skandal.
Während ein solcher Fauxpas, ohne ihn verharmlosen zu wollen, mancherorts wohl ignoriert worden wäre, geriet nun eine Lawine in Bewegung. Schon im ersten Interview, gleich nach der Runde, ging es nur noch um Thomas’ Selbstbeleidigung. Er selber zeigte sich sofort einsichtig. «Das ist unentschuldbar. Ich bin ein erwachsener Mann, und es gibt keinen Grund, so etwas zu sagen.» Es sei schrecklich, er schäme sich, das passe gar nicht zu ihm. «Ich entschuldige mich bei allen, die dadurch getroffen wurden.»
Er werde sich in Behandlung begeben und alles tun, um ein besserer Mensch zu werden, beschwor Thomas. Dennoch ging die Story erst richtig los. Die Kleiderfirma Ralph Lauren, bei der er seit 2013 unter Vertrag stand, beendete die Zusammenarbeit, obwohl er sofort den Kontakt zu seinen Sponsoren gesucht und sich bei allen entschuldigt hatte.
«Ich habe das Gefühl, dass man heutzutage überhaupt keinen Fehler mehr machen darf. Sonst stürzt man sich gleich darauf.»
Mit Citibank beschloss inzwischen auch ein weiterer Sponsor, den in Florida lebenden Golfstar aus Kentucky zu massregeln. In einem Statement mit dem Titel «Wenn eine Entschuldigung nicht reicht» schrieb die Bank, sie werde ihn zwar weiterhin sponsern, verlange aber, dass er «einen bedeutenden Anteil» seiner Einkünfte an Vereinigungen spende, die sich aktiv für die Belange der LGBTQ-Bewegung einsetzen.
Die Geschichte verfolgte den PGA-Champion 2017 auch am anderen Ende der Welt, in Abu Dhabi, wo er vergangene Woche ein Turnier spielte. Erneut musste er ausführlich Stellung nehmen, und nach zwei Runden mit Rory McIlroy scheiterte er am Cut. Immerhin erhielt er vom Nordiren Rückendeckung.
«Er hat sofort sehr gut reagiert und schnell realisiert, welchen Fehler er gemacht hat», so McIlroy. «Ich kenne Justin gut, und weiss, dass er ein wirklich guter Kerl ist. Er hat einen guten Charakter und ist integer.»
Er wolle zwar nichts beschönigen, so McIlroy, «aber ich habe das Gefühl, dass man heutzutage überhaupt keinen Fehler mehr machen darf. Sonst stürzt man sich gleich darauf.» Natürlich sei, was er gesagt habe, für viele Leute verletzend gewesen. «Aber er wird daraus lernen und wahrscheinlich ein besserer Mensch werden. Das ist allerdings schwierig, weil er jetzt schon grossartig ist.»
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