Schweizer wollen keine neuen Kampfjets
Laut der neusten ETH-Sicherheitsstudie sind nur noch ein Drittel der Schweizer dafür, die Armeewaffe heim zu geben. Und die Beschaffung neuer Kampfjets ist unpopulär.
Die Armee in ihrer heutigen Form ist - dem politischen Wirbel der letzten Wochen zum Trotz - bei der Bevölkerung wieder im Aufwind. Das vermelden die Autoren der gestern vorgestellten Studie «Sicherheit 2008» der Militärakademie und der Forschungsstelle Sicherheitspolitik der ETH Zürich um den emeritierten Dozenten für Militärsoziologie Karl Haltiner. Für die aktuelle Ausgabe des alljährlich publizierten Barometers für die Volksstimmung in Sachen Sicherheit und Armee wurden rund 1200 Personen in der Schweiz telefonisch befragt.
69 Prozent der Befragten, acht Prozent mehr als im Vorjahr, fanden, dass die Schweiz eine Armee brauche. Vier Prozent weniger als letztes Jahr, nämlich 39 Prozent, waren der Meinung, dass man die Armee verkleinern sollte. Und dies, obwohl sich die Schweizerinnen und Schweizer so sicher fühlen wie noch nie, seit sie 1991 erstmals danach gefragt wurden: Nur neun Prozent gaben an, sich hierzulande «eher unsicher» zu fühlen. Gar nur ein Prozent fühlt sich «ganz unsicher».
Umdenken nach Tötungsfällen
Trotz genereller Zustimmung zur Armee will mittlerweile eine grosse Mehrheit im Volk mit einer alten Tradition brechen: Das Sturmgewehr samt Munition soll nicht mehr in Schweizer Kellern und Wandschränken hängen. Noch 1989 - dem Jahr, als die Armee mit der Abschaffungs-Initiative der GSoA erstmals ernsthaft in Frage gestellt wurde - war die Waffe im Schrank eine kaum hinterfragte Normalität in Schweizer Haushalten.
Seither fand ein Umdenken statt. 2004 sprach sich bereits eine Mehrheit von 52 Prozent dagegen aus. Dann wurde am 1. Mai 2005 die Skirennfahrerin und WM-Silbermedaillengewinnerin Corinne Rey-Bellet und ihr Bruder von Rey-Bellets Ehemann erschossen - mit dessen Dienstwaffe. In der Öffentlichkeit entbrannte eine hitzige Debatte. Im November 2007 flammte sie erneut auf, als ein eben aus der Rekrutenschule entlassenener Soldat mit seinem Sturmgewehr bei der Haltestelle Zürich-Höngg ein 16-jähriges Mädchen erschoss. Zwei Monate später wurde die Bevölkerung erneut nach ihrer Meinung befragt: Nun waren 64 Prozent gegen die Heimbewaffnung - fast doppelt so viele wie dafür.
Erinnerungen an «Stop F/A-18»
Eine knappere Mehrheit von 49 Prozent zu 42 Prozent der Befragten sprach sich gegen die 2,5 Milliarden Franken teure Beschaffung neuer Kampfflugzeuge aus. Die Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSoA) und linksgrüne Politiker haben dazu im Juni eine Volksinitiative lanciert. Insbesondere die Frauen wollen keine neuen Kampfjets: Bei ihnen liegt die Ablehnung bei 55 Prozent.
Damit ist allerdings noch lange nicht gesagt, dass das VBS den Kauf neuer Flugzeuge schon abschreiben muss. Die Debatte hat nämlich ein historisches Vorbild: Im Juni 1993 verwarf das Schweizer Volk die GSoA-Initiative gegen die 3,5-Milliarden-Investition in 34 neue F/A-18-Kampfjets. Noch drei Monate zuvor hatten sich in einer repräsentativen Umfrage 56 Prozent für die Initiative ausgesprochen - und gerade mal 29 Prozent dagegen.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch