Economiesuisse erwartet AufschwungSchweizer Wirtschaft bis Ende Jahr wieder auf Vorkrisenniveau
Die Bevölkerung konsumiert, die Firmen investieren: Economiesuisse prognostiziert, dass bis Jahresende das Niveau von vor der Krise erreicht wird.

Der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse rechnet für das laufende Jahr mit einer sehr positiven Konjunkturentwicklung. Und auch im nächsten Jahr sollte der Schweizer Wirtschaft die Puste nicht ausgehen.
Das Schweizer Bruttoinlandprodukt (BIP) wird laut der Prognose des Verbands 2021 um 3,4 Prozent wachsen. «Die Zeichen stehen auf Aufschwung», kommentierte Economiesuisse-Chefökonom Rudolf Minsch am Dienstag diesen Wert.
Im Pandemiejahr 2020 gab es bekanntlich einen Rücksetzer von 2,6 Prozent. Sollte die aktuelle Prognose eintreffen, werde die Schweizer Wirtschaft im vierten Quartal das Vorkrisenniveau wieder erreichen, so Minsch.
Niveau noch tief
Gleichwohl dürfe nicht vergessen werden, dass die Wirtschaft somit in den beiden Jahren 2020 und 2021 zusammengezählt kaum wachsen werde. «Vom Niveau her gibt es also noch Aufholpotenzial», so Minsch.
Daher geht der Verband auch für 2022 von einem starken Wachstum aus. Er erwartet dann ein Anziehen um 2,8 Prozent. Gestützt werde diese Prognose auch durch die Signale aus der Wirtschaft: «Die Unternehmen gehen nicht von einer nur vorübergehenden Erholung aus.»
Mit den BIP-Prognosen ist Economiesuisse in guter Gesellschaft. Die meisten Auguren erwarten derzeit Wachstum in dieser Grössenordnung.
Durchimpfung hilft
Die optimistische Prognose für das laufende Jahr begründet der Verband mit der schrittweisen Rückkehr zur Normalität und positiven Impulsen der Weltwirtschaft. Die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie würden dank der zunehmenden Durchimpfung der Bevölkerung stark sinken.
Weil die Konsumenten während der Pandemie viel Geld gespart hätten und zugleich die Arbeitslosigkeit abnehme, sei insbesondere mit einem stark ansteigenden Konsum zu rechnen. Bei den einzelnen Branchen erwarten die Prognostiker von der Exportindustrie Schub. Aber auch der Tourismus und der Detailhandel würden zulegen, weil sie weniger von behördlichen Auflagen betroffen seien.
Und auch die Bauwirtschaft dürfte gemäss dem Verband 2021 ein leichtes Wachstum sehen. «Eine Voraussetzung dafür ist aber, dass sich die Baustoffpreise im Sommer oder Herbst normalisieren und nicht weiter ansteigen», sagte Minsch.
Rahmenabkommen erst mittelfristig ein Thema
Eine Voraussetzung, dass die Prognosen eintrifft, sei jedoch eine weitgehende Durchimpfung der Bevölkerung bis in den Herbst. Ein weiteres Risiko für die Vorhersage sei der Verschuldungsschub, den die Pandemie verursacht habe. Diese Entwicklung könnte zu einer zweiten Eurokrise oder einem Wiedererstarken des Frankens führen. «Da braut sich mittelfristig ein grosses Abwärtsrisiko zusammen», so Minsch.
Auch die Inflation sei wieder ein Thema. Zwar sei in der Schweiz nicht mit stark steigenden Preisen zu rechnen. Rohstoffpreissteigerungen, verbunden mit einer anhaltend expansiven Geldpolitik, könnten laut den Ökonomen des Verbands die Inflation aber weltweit zurückbringen – und auch hierzulande mittelfristig eine Lohnpreisspirale in Gang setzen.
Keine Gefahr für den aktuellen Aufschwung sind laut Misch hingegen das gescheiterte Rahmenabkommen mit der EU oder die neuen internationalen Steuerpläne. «Das hat vorderhand keine dramatischen Konsequenzen, könnte aber mittelfristig belasten.»
SDA/aru
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