Schweizer Velobranche an «Eurobike»-Messe: Starker Franken drückt Von Roger Lange, sda
An der grössten europäischen Velofachmesse, der «Eurobike» in Friedrichshafen, haben Schweizer Firmen Spitzenprodukte gezeigt - und Nervosität wegen der Währungskrise.
Die viertägige Messe meldete am Samstag zum Abschluss 40'000 Fachbesucher aus über 100 Ländern und mehr als 20'000 Endverbraucher. Der Kurssturz des Euro kostet Schweizer Velofirmen Marge oder Kunden. Die meisten Marken lassen heute zwar ihre Rahmen in Fernost herstellen und kaufen Teile im Ausland ein, doch mit Entwicklung und Administration sowie teils Endmontage in der Schweiz fallen Kosten in Franken an. Das limitiert den Spielraum im Preiskampf. Nun senkt internationale Konkurrenz ihre Preise für das nächste Jahr; vergleichbare Modelle auch renommierter Hersteller werden teils zehn bis zwanzig Prozent billiger. International tätige grössere Schweizer Firmen wie etwa Scott mit Sitz in Givisiez FR können mitziehen, doch für Kleinere wird's ungemütlich. Grenznahe Veloläden unter starkem Druck Man spüre einen klaren Umsatzrückgang im Euroraum, sagte Sabine Krippendorf von der Berner MTB Cycletech zur sda. Kunden forderten von Schweizer Händlern Rabatte oder kauften gleich im Ausland ein - inzwischen aus dem Oberland. Manche Veloläden an der Grenze bekämen fast nur noch Reparaturen. So sei die Händler-Stimmung «nicht gut». Auch Scott-Marketingmanager Reto Aeschbacher stellt in Grenznähe «dramatischen» Druck fest. Differenzierte Preissenkungen sollen ihre Schweizer Händler wieder konkurrenzfähig machen. Man gebe so auch Einkaufsvorteile durch den starken Franken weiter. Tiefere Preise brächten den Läden indes weniger Umsatz und werteten auch deren Warenlager ab. Bei MTB Cycletech hofft man hingegen, dass die Margenerosion bei aussergewöhnlichen Modellen weniger krass ausfällt, und forciert solche. Preissenkungen seien in der aktuellen Lage heikel. Auch die Grenchner BMC - heuer Tour-de-France-Sieger - sucht eine Kompromisslösung, die Ausland-Expansion ermöglicht, aber Schweizer Händlern hilft, wie Marketingleiter Frank Schreiner zur sda sagte. Die Preisdifferenz wolle BMC «auf gesundem Mass behalten», auch zulasten der eigenen Marge. Händler könnten sonst andere Velos verkaufen. In diesem Jahr kämen ihre Bestellungen spät herein. Nachfrage gut, Rendite erodiert Schweizer Qualität ist gefragt: Rad- und Federungs-Spezialistin DT Swiss in Biel hatte laut CEO Marco Zingg «noch nie so volle Auftragsbücher» wie heute - trotz zweistelligem Wachstum in den letzten Jahren. Der Erfolg ist im Erstausrüster-Markt (Einkauf der Velohersteller) aber nicht gratis: Die Margen schmelzen. Schwinden Einnahmen, wird es schwieriger, die Kapazitäten auszubauen. DT reagiert mit drei Massnahmen: Seit Monatsbeginn arbeitet die Schweizer Belegschaft zwei Stunden länger, produziert wird dennoch vermehrt an den eigenen Ausland-Standorten inklusive Taiwan, und den Lieferanten wurden «substanzielle Preisreduktionen» abgerungen für Kosten-Anteile, die ausserhalb der Schweiz anfallen. Die Verkäufe in der Schweiz seien übrigens trotz Krise stabil. An sich legt die Velobranche weltweit zu. Aeschbacher vermutet, dass auch der Öko-Trend Leute aufs Velo umsteigen lässt - Velofahren und Biken sei heute breiter Volkssport. Ein wichtiger Faktor sei überdies das Wetter, seien doch die Umsätze im schönen Frühling 2011 explodiert, im nassen Sommer aber bescheidener ausgefallen. Notiz an die Redaktion: folgt Extra zu Velo-Trends
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch