Wiederbelebung nach HerzstillstandSchweizer überschätzen Überlebenschancen massiv
Die meisten Leute überleben einen Herzstillstand nicht. Und jene, die dem Tod entkommen, haben nicht selten kognitive Einschränkungen. Fachleute der Uni Basel fordern bessere Aufklärung.

Schweizerinnen und Schweizer überschätzen den Erfolg einer Wiederbelebung nach einem Herzstillstand deutlich. Der Wunsch nach Wiederbelebung basiert deshalb in vielen Fällen auf einer Fehleinschätzung, wie die Universität Basel in einer Mitteilung vom Dienstag schrieb.
In einer Studie der Universität und des Universitätsspitals Basel im Fachblatt «Resuscitation Plus» gaben 80 Prozent der über tausend Befragten an, unabhängig von den Umständen im Notfall wiederbelebt werden zu wollen. Der wichtigste Prädiktor für diesen Entscheid war die Einschätzung der Überlebenschancen.
Dabei wurde die Überlebenschance ohne neurologische Einschränkungen durchschnittlich auf 40 bis 60 Prozent geschätzt. Diese liegt aber etwa um den Faktor zehn tiefer. Schon nach wenigen Sekunden wird das Gehirn irreparabel geschädigt, wie die Forschenden betonten. Nur gerade eine von zehn Personen überlebt einen Herzkreislaufstillstand ausserhalb des Spitals. Von den Überlebenden hat die Hälfte kognitive Einschränkungen, und nur rund ein Viertel kann wieder selbstständig ohne Hilfe zu Hause leben.
Aufklärung gefordert
«Wenn die Leute wüssten, dass ihre Überlebenschancen so gering sind und das Risiko von teilweise schweren Hirnschäden gross ist, würden sich wohl viele gegen eine Wiederbelebung entscheiden», sagte Studienleiterin Sabina Hunziker in der Mitteilung der Universität.
Hunziker und ihre Mitforschenden fordern deshalb eine bessere Aufklärung. Nur so können laut der Medizinerin Patientinnen und Patienten eine informierte und für sie sinnvolle Entscheidung treffen. Eine Patientenverfügung sei für Ärztinnen und Ärzte im Notfall sehr hilfreich.
Weitere Einflüsse
Neben der Überschätzung der Überlebenschancen stellten die Forschenden auch einen Einfluss des Alters auf den Wunsch nach Wiederbelebung fest. Je älter die Befragten, desto kleiner der Wunsch nach Wiederbelebung. Ausserdem wollten Menschen mit starkem religiösen Glauben eher auf eine Wiederbelebung verzichten. Hinzu kommen auch diejenigen, die vor dem Tod keine Angst haben.
Keine Rolle für den Wunsch nach Wiederbelebung spielten in der Studie hingegen die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religion, der Glaube an ein Leben nach dem Tod, depressive Symptome oder ein schlechter Gesundheitszustand.
SDA/bor
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