Schweizer sind latent auf Jobsuche
Mehr als jeder Vierte schaut sich regelmässig Stellenangebote an, obwohl er einen festen Arbeitsplatz hat. Die Gründe.

Immer mehr Schweizerinnen und Schweizer halten sich regelmässig über ausgeschriebene Jobs auf dem Laufenden, obwohl sie fest angestellt sind. Das geht aus einer Umfrage des Stellenportalbetreibers Jobcloud in Zusammenarbeit mit dem Link-Institut hervor.
27 Prozent der Angestellten interessieren sich demnach für den Arbeitsmarkt, auch wenn sie nicht unmittelbar einen Berufswechsel anstreben. Vor vier Jahren galten erst 14 Prozent als sogenannte passiv Stellensuchende.
Neben den Menschen, die latent auf Jobsuche sind, nimmt auch die Anzahl aktiv Suchender zu. Sie lesen Inserate, legen ihr Profil bei Jobbörsen an, hören sich bei Freunden um oder schreiben sich beim Stellenvermittler ein. Im Jahr 2014 lag ihr Anteil noch bei 14 Prozent. Heute sind es schon 20 Prozent. Zusammen mit den passiv Stellensuchenden machen sie mittlerweile mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer in der Schweiz aus.
Die Anzahl der Nicht-Suchenden nimmt seit 2015 stetig ab. Gleichzeitig steigt der Anteil derjenigen, die sich in den zwölf Monaten vor der Befragung um mindestens eine Stelle beworben haben. Das trifft heuer auf jeden Fünften zu.
Die meisten wollen mehr verdienen
Was treibt die Leute dazu, einen neuen Job zu suchen oder Ausschau danach zu halten? Der am häufigsten genannte Grund ist Geld. Die meisten erhoffen sich von einem Stellenwechsel also einen besseren Lohn. Viele suchen auch eine Veränderung im Berufsleben oder sehen beim aktuellen Arbeitgeber zu wenig Entwicklungsmöglichkeiten.
Personen, die passiv auf Jobsuche sind, wollen oft nur auf dem Laufenden bleiben oder sie bewerben sich auf interessante Stellen, um herauszufinden, welche Optionen ihnen offenstehen. Im Gegensatz zu den aktiv Suchenden stehen sie nicht unter dem Druck, sofort eine neue Stelle finden zu müssen.
Eine kürzere Pendelstrecke ist zumindest für jeden Zehnten ein Grund, sich nach Alternativen umzuschauen. Die viel zitierte Work-Life-Balance spielt hingegen nur selten eine Rolle.
Die Stellensuche spielt sich hauptsächlich im Internet ab. Online-Jobportale sind der wichtigste Kanal und nehmen laufend an Bedeutung zu. Viele aktiv und passiv Suchende informieren sich auch über die Website des jeweiligen Unternehmens. Soziale Netzwerke wie Facebook und Suchmaschinen wie Google werden seltener genutzt, aber immer wichtiger.
Dafür nimmt die Bedeutung der Stelleninserate in Zeitungen und Zeitschriften seit Jahren ab. Beim Personalvermittler und dem RAV sind die Zahlen stabil, beide Kanäle werden aber von vergleichsweise wenigen gewählt, die nach einer Stelle suchen.
Umso wichtiger ist das Netzwerk an Freunden, Familie und Bekannten. Fast die Hälfte der Befragten gab an, über persönliche Kontakte auf offene Stellen zu stossen oder sich so zu bewerben. So werden beispielsweise Bekannte, die bei der ausschreibenden Firma arbeiten oder einen guten Draht dahin haben, gebeten, eine Empfehlung abzugeben.
Das persönliche Netzwerk ist denn auch entscheidend für eine effektive Anstellung. 32 Prozent der Deutschschweizer, die innerhalb der letzten zwölf Monate einen neuen Job gefunden haben, haben diesen über solche Kontakte entdeckt. In der Romandie sind es nur 21 Prozent. Zwischen den Landesteilen gibt es einige interessante Unterschiede.
Romands bewerben sich doppelt so häufig
Die Westschweizer verschicken viel häufiger Spontanbewerbungen, sind also offensiver als ihre deutschsprachigen Kollegen. Und auch grundsätzlich bewerben sie sich doppelt so oft auf eine neue Stelle. In den vergangenen zwölf Monaten kamen Jobsuchende in der Romandie auf durchschnittlich 24,5 Bewerbungen, diejenigen in der Deutschschweiz mit 11,6 nicht einmal auf die Hälfte davon. Im gesamten Land liegt der Schnitt bei 15 Bewerbungen. Zwischen den Geschlechtern ist kein signifikanter Unterschied auszumachen.
Bei den Personen, die nicht auf der Suche nach einer neuen Stelle sind, gibt es aber ebenfalls einen Röstigraben. In der Romandie würden Nicht-Jobsuchende am ehesten wechseln, wenn sich die Stimmung im Team verschlechtern würde. Für Deutschschweizer ist das Verhältnis zum Vorgesetzten wichtiger. Grundsätzlich sind also softe Faktoren entscheidend. Wenn sich der Jobinhalt oder der Arbeitsort ändern würde, könnte das bei vielen Nicht-Jobsuchenden ebenfalls zu einem Umdenken führen. Eine ausbleibende Lohnerhöhung ist – vor allem in der Deutschschweiz – aber nur für wenige ein Anlass, sich umzuschauen.
Denn zumindest für die Hälfte der Schweizerinnen und Schweizer gibt es genug Gründe, am aktuellen Job festzuhalten. Sie profitieren vom praktisch gelegenen Arbeitsort beziehungsweise dem kurzen Arbeitsweg, verstehen sich gut mit den Kollegen und ihren Vorgesetzten und haben Spass am aktuellen Aufgabengebiet. Das sind die häufigsten Angaben für einen Verbleib.
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