Schweizer Satellit soll Weltall von Müll befreien
Weltraumschrott bedroht nicht nur andere Satelliten, sondern stellt auch eine Gefahr für Astronauten dar. Eine Entwicklung der ETH Lausanne könnte bald für schweizerische Sauberkeit im Weltall sorgen.
Hunderttausende von Trümmerteilchen, die im Weltall herrenlos um die Erde kreisen, gefährden Raketen und Satelliten. Forscher der ETH Lausanne wollen nun eine Art kosmische Müllabfuhr entwickeln – Reinigungssatelliten, die den Weltraumschrott entfernen.
Der Weltraum ist voller Abfall: Trümmerteile von Raketenstufen, Abdeckkappen, Schrauben, Isolationsstücke, Kupferdrähte und andere Überbleibsel des menschlichen Pioniergeistes fliegen durch den luftleeren Raum – und das mit horrenden Geschwindigkeiten von mehreren Zehntausend Kilometern pro Stunde.
Astronomen schätzen, dass mehrere Hunderttausend dieser Teilchen grösser sind als einen Zentimeter und Satelliten bei einem Zusammenprall schwer beschädigen können. Die US-Weltraumbehörde Nasa überwacht die Umlaufbahn von 16'000 Objekten mit einer Grösse von über 10 Zentimetern rund um die Uhr.
Verfolgung im All
Es sei höchste Zeit, dass etwas unternommen werde, um den Schrotthaufen im Weltraum abzubauen, sagte Claude Nicollier, Astronaut und Professor der ETH Lausanne (EPFL), am Mittwoch vor den Medien in Lausanne. Astronomen und Techniker am Swiss Space Center der EPFL wollen das Problem nun angehen.
Die Forscher um Zentrumsdirektor Volker Gass planen eine ganze Armee von Reinigungssatelliten, die den Weltraum von dem Müll befreien. Ein erster Prototyp mit dem Namen Clean Space One könnte laut EPFL in drei bis fünf Jahren ins All geschickt werden. Seine Entwicklung und die Mission selbst dürften 10 Millionen Franken kosten.
Die Putzaktion soll laut den Forschern folgendermassen ablaufen: Der Satellit wird ins All geschossen und beginnt dort dort mit der Verfolgung eines Trümmerteils. Dazu wird er mit einem neuartigen, für den luftleeren Raum geeigneten Motor ausgerüstet. Erreicht der Reinigungssatellit sein Ziel, fährt er einen Greifarm aus und packt den Müll.
Gemeinsam ins Verderben
Dieser Teil der Mission sei besonders heikel, schreibt die EPFL. Denn der Reinigungssatellit und das Trümmerteil sausen mit einem Tempo von 28'000 Kilometern pro Stunde durchs All. Ist die «Beute» einmal ergriffen, ändert Clean Space One den Kurs in Richtung Erdatmosphäre. Beim Eintreten in die Atmosphäre verglühen Satellit und Trümmer.
Clean Space One wird ein Minisatellit mit den Massen 30 auf 10 auf 10 Zentimeter. Sein Ziel soll ein Stück Schweizer Abfall im Weltraum sein: entweder der 2009 ins All geschickte Minisatellit Swiss Cube mit einer Kantenlänge von 10 Zentimetern oder dessen Tessiner Cousin Tisat.
Wettlauf der Pioniere
«Es wäre das erste Mal, dass jemand ein Stück Weltraumschrott aus dem All holen würde», sagte EPFL-Forscherin Muriel Richard vor den Medien. Allerdings sei «die EPFL nicht alleine»: Auch die Nasa oder die Europäische Weltraumorganisation (ESA) arbeiteten an ähnlichen Pionierprojekten.
Der Aufwand, um mit Clean Space One nur ein Schrottteil zu entfernen, erscheint auf den ersten Blick riesig. Doch laut Gass will die EPFL eine ganze Reihe Systeme entwickeln, die für verschiedene Typen von Satelliten geeignet sind. «Die Raumfahrtagenturen sind immer stärker gefordert, das was sie ins All schiessen, auch wieder zu entfernen», sagte Gass.
SDA/mrs
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