«Schweizer Mittelstand ist nicht in Gefahr»
Valentin Vogt, Arbeitgeberpräsident, sieht die Zuwanderung von Deutschen als Gewinn für die Schweizer Wirtschaft. Eine Konkurrenz seien die gut ausgebildeten Einwanderer nicht.

Zwei Schweizer Wochenzeitungen berichteten heute über die grosse Produktivität deutscher Einwanderer. Anhand von Statistiken und Interviews kommen sie zum Schluss, dass die Deutschen ein wirtschaftlicher Segen seien für die Schweiz. Die «Weltwoche» schreibt gar von Fähigkeiten, die Schweizer Kollegen fehlten. Muss sich der Schweizer Mittelstand wegen der gut ausgebildeten, fleissigen Einwanderer warm anziehen?
Nein, sagt Valentin Vogt, Arbeitgeberpräsident und Unternehmer, gegenüber Redaktion Tamedia. Vogt ist von den Medienberichten über die Produktivität der Deutschen erstaunt. «Es ist für mich nicht nachvollziehbar, dass ein Zukunftsszenario gezeichnet wird, wonach der Schweizer Mittelstand durch produktive Einwanderer in Gefahr sein soll.»
«Wachstum ohne Einwanderung wäre nicht möglich gewesen»
Vogt, der Mitglied im Verwaltungsrat der Burckhardt Compression Holding ist, sieht die Deutschen nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung für die Schweizer Arbeitswelt und zieht zur Erklärung eigene Erfahrungen hinzu. «Unsere Firma wuchs in den letzten 10 Jahren um den Faktor drei. Dies wäre ohne die Zuwanderung – auch von Deutschen – gar nicht möglich gewesen.» Dank der Zuwanderung habe das Wachstum in der Firma erst umgesetzt werden können. «Sonst hätten wir auf Aufträge verzichten müssen.»
«Unterschiede gibt es auch unter Schweizern»
Vogt empfindet die Diskussion als «seltsam und populistisch»: «Deutschland ist unser grösster Handelspartner, ich verstehe nicht, dass diese Debatte so emotionalisiert wird.» Aus seiner eigenen unternehmerischen Erfahrung bei Burckhardt Compression ist er mit verschiedenen Kulturen in Kontakt. «Klar haben die Deutschen eine andere Kultur und Mentalität, aber diese Unterschiede existieren ja selbst unter Schweizern», so Vogt.
Wenn er die Wahl habe zwischen einem Deutschen und einem Schweizer, entscheide er sich stets für den Schweizer Bewerber. «Die Deutschen braucht es aber für Berufsbilder, die bei uns weniger verbreitet sind, und dort, wo das Angebot an Schweizer Arbeitnehmern nicht ausreicht.»
«Über Verlierer wird geschrieben»
Das Thema beschäftigte auch die Leser von Redaktion Tamedia. Viele Kommentarschreiber diskutieren über die Zeitungsberichte. Leser Walter Koller sieht die Deutschen ebenfalls als wirtschaftlichen Segen. «Verlierer gibt es aber auch», sagt Koller. «Und über diese schweigen sich die Zeitungen aus.» Rudolf Steiner befürchtet in der Schweiz eine «Lohndrückerei». «Dazu kommt noch, dass wir in vielen Bereichen zu geizig sind, um eigene Fachkräfte auszubilden.»
Ursi Brock hingegen kritisiert die «künstliche Dauerwettbewerbsideologie». «Ich bin sicher, unseren deutschen Kollegen wird in Deutschland genau das Gleiche bezüglich der dortigen Einwanderer unter die Nase gerieben.»
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