Schweizer Düngerhändler verletzen offenbar die Menschenrechte
Ein Bericht schildert Misstände bei der Dünger-Herstellung in Marokko. Fabrikarbeiter erkranken immer wieder an Krebs, weil die Luft verschmutzt ist.

Unweit der marokkanischen Stadt Safi liegt das Zentrum der Phosphatindustrie. Der Rohstoff wird vor allem als Düngemittel verwendet. Verantwortlich für das gesamte Geschäft ist das staatliche Office Chérifien des Phosphates (OCP). Nun zeigt ein Bericht, dass die Düngerfabriken in den Städten Safi und Jorf Lasfar Mängel aufweisen.
OCP werden Menschenrechtsverletzungen und Umweltverschmutzung vorgeworfen. Der Bericht dazu stammt von den Schweizer Hilfswerken Brot für alle, Swissaid und Fastenopfer. Vertreter der drei Organisationen haben vor Ort recherchiert und mit Betroffenen gesprochen. Immer wieder erkranken Fabrikarbeiter an Atemwegs- und Krebserkrankungen, heisst es im Bericht. Messungen der Luftqualität in der Nähe der Fabriken ergaben, dass die Belastung mit Feinstaub bis zu 16-mal höher ist als der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene Grenzwert. Die Ergebnisse des Berichts seien durch wissenschaftliche Studien und Gutachten bestätigt worden, sagen die Hilfswerke.
Bewusst jetzt publiziert
Die Publikation just jetzt ist kein Zufall. Nächste Woche wird im Nationalrat über einen Gegenvorschlag zur Konzernverantwortungsinitiative beraten. Die Initiative will, dass Konzerne mit Sitz in der Schweiz auch bei ihren Aktivitäten im Ausland sicherstellen müssen, Menschenrechte zu respektieren und Umweltstandards einzuhalten. Falls Firmen und ihre ausländischen Töchter dagegen verstossen, sollen sie in der Schweiz haftbar gemacht werden können. Die Situation in den OCP-Düngerfabriken betreffen die Schweiz, weil das Unternehmen von Genf aus über die Tochterfirma Saftco SA den globalen Handel abwickelt.
Die Unternehmen haben keine Menschenrechtspolitik.
Weiter gibt es in der Schweiz rund 20 Firmen, die im internationalen Düngerhandel tätig sind – mindestens 11 von ihnen unterhielten geschäftliche Beziehungen mit OCP und seien somit in die Menschenrechtsverletzungen verwickelt, heisst es im Bericht. Laut Lorenz Kummer, Medienverantwortlicher von Brot für alle, hat man mit den Firmen Kontakt aufgenommen. «Nach den uns zur Verfügung stehenden Informationen haben die Unternehmen weder eine Menschenrechtspolitik noch ein Sorgfaltsprüfungsverfahren in Bezug auf die Achtung der Menschenrechte bei ihren Lieferanten eingeführt», sagt Kummer.
«Hat nichts gebracht»
2018 hat der Bund einen Katalog mit Massnahmen zur freiwilligen Sorgfaltsprüfung bezüglich Einhaltung der Menschenrechte für den Rohstoffsektor veröffentlicht. «Wie sich nun zeigt, hat dies nichts gebracht», sagt Kummer. Mit der Konzernverantwortungsinitiative würden die Düngerfirmen gezwungen, ihre Beziehung zu OCP bezüglich Einhaltung der Menschenrechte zu überprüfen. Eine Haftung wäre jedoch ausgeschlossen, sofern nur eine Kundenbeziehung besteht.
OCP schreibt, die eigenen Messresultate zur Luft in und um die Fabriken würden die internationalen Vorgaben erfüllen. Einen Einblick in die Messungen wollte der Konzern den Hilfswerken aber nicht geben. Von den hiesigen Düngerhändlern, die mit OCP geschäften, antwortete nur eine. Laut der Firma aus Zug, sei man nicht über die Vorgänge in Marokko informiert. Je nach Ausgang der Debatte zur Konzernverantwortungsinitiative im Parlament kann die Initiative 2020 zur Abstimmung kommen.
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