Schweizer Banken simulieren Einführung von Negativzinsen
Der Finanzplatz rüstet sich gegen einen drohenden Eurokollaps. Dabei werden auch Negativzinsen diskutiert. Ein ehemaliger SNB-Mitarbeiter warnt nun vor Hamsterkäufen von Schweizer Banknoten.

Eine Arbeitsgruppe des Bundes trifft laut Nationalbankpräsident Thomas Jordan Notfallvorbereitungen für einen Zusammenbruch der europäischen Währungsunion. «Es sind Szenarien denkbar, in denen das gesamte europäische Bankensystem in Bedrängnis gerät», sagte Jordan im Interview mit der «SonntagsZeitung» und nannte als mögliche Massnahme Kapitalverkehrskontrollen. Laut Zeitungsberichten soll auch die Einführung von Negativzinsen diskutiert werden, um dem starken Franken entgegenzuwirken.
Auch bei der Credit Suisse Szenario durchgespielt
In einem entsprechenden Bericht des «SonntagsBlicks» ist von mehreren Banken die Rede, welche sich bereits auf die Einführung von Negativzinsen vorbereiten. «Wir haben in den letzten Monaten technische Anpassungen vorgenommen, um im Fall einer Einführung von Negativzinsen bereit zu sein», sagt ein Sprecher der Zürcher Kantonalbank gegenüber der Zeitung.
Auch die Basler Kantonalbank und die UBS seien für den Fall der Fälle gerüstet. Beide Banken hätten ihre IT-Systeme dahingehend angepasst. Die Neue Aargauer Bank, eine Tochtergesellschaft der Credit Suisse, gibt an, das Szenario bereits mit dem Mutterhaus durchgespielt zu haben.
«Es kam zu regelrechten Hamsterkäufen»
Gegenüber der «Aargauer Zeitung» (Artikel online nicht verfügbar) warnt nun ein Devisenhändler vor möglichen Hamsterkäufen von Banknoten. «Die Komplexität eines solchen Eingriffs in die Kapitalströme ist beachtlich und muss wohlvorbereitet sein.» Der ehemalige SNB-Mitarbeiter erinnert an die Einführung von Negativzinsen auf ausländische Sichteinlagen in den 1970er-Jahren.
Damals habe sich die Nachfrage nach 500- und 1000-Frankennoten stark erhöht, weil im Gegensatz zu Bankguthaben auf Bargeld keine Negativzinsen erhoben werden können. Es sei zu regelrechten Hamsterkäufen gekommen. Auch Immobilien seien zu begehrten Anlageobjekten geworden, da sie ebenfalls Schutz vor Negativzinsen geboten hatten. Weiter erinnert der Devisenhändler daran, dass weder Kapitalverkehrskontrollen noch Negativzinsen die Frankenaufwertung stoppen konnten.
Zusammenbruch des Währungssystems löste Kapitalfluss aus
Zur Einführung von Negativzinsen in der Schweiz kam es Anfang der 70er-Jahre aufgrund der Auflösung des Bretton-Woods-Systems. Dieses, nach dem Zweiten Weltkrieg eingeführte Währungssystem, stützte sich auf den goldhinterlegten Dollar als Leitwährung und sollte den Welthandel stabiler machen und Zahlungsvorgänge vereinfachen.
Als das System der fixen Wechselkurse aufgegeben wurde, machte sich an den Finanzmärkten Verunsicherung breit. Dies hatte einen grossen Kapitalfluss in die Schweiz und damit eine massive Aufwertung des Schweizer Frankens zur Folge. Vor einer ähnlichen Situation steht die Schweiz angesichts der Eurokrise auch heute wieder.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch