Weniger Arme – hohes Armutsrisiko
Nur noch jede 13. Person ist in der Schweiz arm. Das ist im Mehrjahresvergleich eine Verbesserung. Das Risiko arm zu werden, ist hierzulande aber deutlich höher als in vielen westeuropäischen Staaten.
590'000 Personen waren im Jahr 2012 in der Schweiz gemäss offizieller Definition arm. Das entspricht einer Quote von 7,7 Prozent, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) heute mitteilte. Seit dem Jahr 2007 hat die Quote um 1,6 Prozent abgenommen. Im Vergleich zum Vorjahr ist sie allerdings um 0,3 Prozent gestiegen.
In der Schweiz gilt als arm, wer als Einzelperson im Monat weniger als 2200 Franken zur Verfügung hat. Für zwei Erwachsene mit zwei Kindern liegt die Grenze bei 4050 Franken. Von diesem Betrag müssen der allgemeine Lebensunterhalt sowie die Wohnkosten und Versicherungen bezahlt werden, nicht jedoch die Kosten für die obligatorische Krankenversicherung.
Arbeitslosigkeit ist das grösste Risiko
Am häufigsten von Armut betroffen sind in der Schweiz Personen, die in Haushalten ohne Erwerbstätige leben. Die Quote beträgt für diese Gruppe 20,2 Prozent. Der Wert der erwerbstätigen Bevölkerung ist mit 3,5 Prozent viel tiefer. Der Anteil der sogenannten Working Poor ist in den letzten Jahren zudem gesunken (siehe Grafik oben).
Weitere Risikogruppen für Armut sind Alleinerziehende (16,5 Prozent) und allein lebende Erwachsene (17,9 Prozent) sowie Personen, die lediglich über die obligatorische Schulbildung verfügen (13,9 Prozent).
27'000 Franken pro Jahr
Interessant ist der Vergleich der Schweiz mit dem übrigen Europa. Dazu wird die sogenannte Armutsgefährdungsquote herangezogen, die international nach einheitlichen Standards erfasst wird. Als armutsgefährdet gilt, wer über weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens in einem Land verfügt. In der Schweiz waren dies gemäss der europäischen Statistikbehörde rund 27'000 Franken pro Jahr. Das ist nach Norwegen der zweithöchste Wert in Europa. Zum Vergleich: In Deutschland liegt die Grenze bei umgerechnet rund 15'000 Franken pro Jahr.
Wie das BFS mitteilt, sind in der Schweiz 15,9 Prozent der Bevölkerung armutsgefährdet. Der Durchschnitt in der EU liegt bei 16,9 Prozent. Im Vergleich mit vielen westeuropäischen Staaten ist das Armutsrisiko in der Schweiz allerdings eher hoch:
1 von 100 hat erhebliche Nachteile
Die Folgen der statistisch gemessenen Armut sind in der Schweiz allerdings viel weniger stark zu spüren als im übrigen Europa. Um die Auswirkungen zu vergleichen, wird europaweit die materielle Versorgung anhand neun Indikatoren gemessen. Etwa wie gross der Anteil der Bevölkerung ist, der eine überraschende, hohe finanzielle Belastung nicht tragen kann (mindestens 2000 Franken), oder wie viele Einwohner bei der Wohnsituation Abstriche machen müssen.
Von erheblichen materiellen Entbehrungen wird gesprochen, wenn mindestens vier von neun Indikatoren zutreffen. Hier weist die Schweiz mit einer Quote von 0,8 Prozent der Bevölkerung im Jahr 2012 den niedrigsten Wert in Europa aus. Der EU-Schnitt liegt bei 9,9 Prozent.

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