Tod auf dem Zebrastreifen: Ein Rentnerproblem
Jeder fünfte Unfalltote in der Schweiz ist ein Fussgänger. «Wir machen hierzulande nichts falsch», sagen jedoch Unfallexperten. Wichtig sei, dass Autofahrer und Fussgänger miteinander kommunizieren.
Im europäischen Vergleich schneidet die Schweiz gemäss einer Studie des Touring Club Schweiz (TCS) schlecht ab. Nur in Grossbritannien ist der Anteil an Fussgängern unter den Unfallopfern noch höher als hierzulande, wo er 2006 20,5 Prozent betrug. Doch sind unsere Strassen wirklich so unsicher, unsere Zebrastreifen Todesfallen?
«Die Schweiz steht im internationalen Vergleich nicht so schlecht da», relativiert Uwe Ewert von der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) die Studie des TCS. Die Unfallzahlen seien in der Studie etwas zu einfach interpretiert worden. Dennoch ist für den Experten klar: «Fussgänger und Autofahrern machen immer noch viel falsch.»
«Wir machen nichts falsch»
«Fussgängerstreifen sind ein sensibler Bereich», sagt auch Andreas Widmer, Präsident der Schweizerischen Vereinigung für Verkehrspsychologie, «selbst ein Zusammenstoss mit einem Auto, das nur 30 km/h fährt, kann für einen Fussgänger tödlich enden.» Meist sei der Grund für einen Unfall menschliches Versagen. Dennoch findet Widmer: «Wir machen nichts falsch. Schweizer Fussgänger und Automobilisten sind bestimmt nicht weniger aufmerksam als andere.»
Für die hohe Zahl an Fussgängern unter den Unfallopfern haben die Fachmänner diverse Erklärungen: Etwa die starke Urbanisierung der Schweiz. Die höhere Dichte der Fussgängerstreifen. Oder schlicht die Tatsache, dass mehr Menschen zu Fuss unterwegs sind als anderswo. Uwe Ewert betrachtet tödliche Unfälle mit Fussgängern ausserdem auch als «Seniorenproblem».
Es liegt nicht an der Fahrkultur
Ewerts BFU-Kollege Gianantonio Scaramuzza macht den oftmals beträchtlichen politischen Druck mitverantwortlich: «Da wird schon mal ein Fussgängerstreifen markiert, wo die sicherheitstechnischen Voraussetzungen suboptimal sind.» Darüber, wann ein Zebrastreifen überhaupt Sinn mache, gebe es allerdings auch – je nach Interessenslage – unterschiedliche Auffassungen. «An der Fahrkultur liegt es kaum», so Scaramuzza.
Die Experten sind sich einig, dass in punkto Sicherheit am Fussgängerstreifen noch viel getan werden kann. «Bloss gelbe Farbe auf den Boden zu streichen, reicht nicht», sagt Uwe Ewert. Mittelinsel, Signaltafel und ausreichende Sichtweite sorgen für mehr Sicherheit. Auch die Vortrittsregel für Fussgänger bleibt unangefochten. «Mit der Regel hat das nichts zu tun», ist sich Andreas Widmer sicher. Natürlich können die Strassenübergänge aber immer noch übersichtlicher und noch besser sichtbar gemacht werden.
Handzeichen nicht verboten
Für Scaramuzza darf der Fussgängerstreifen nicht zur illusorischen Sicherheit werden. «Es ist nicht verboten, Handzeichen zu geben.» Sein Kollege Uwe Ewert geht sogar noch einen Schritt weiter: Fussgänger und Automobilisten müssen besser miteinander sprechen. Denn: «Die Strasse zu überqueren, ist ein kommunikativer Prozess.»
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