Auch von Ihnen früher als Präsident der Swissmen?Ich habe immer gesagt und sage es noch heute: Der rasch steigende Schweizer Franken ist ein Problem, weil sich die Industrie nicht so rasch anpassen kann.
Aber die Jahresabschlüsse sind doch sehr gut. Wo liegt das Problem?Dass man noch nichts merkt, liegt daran, dass die Exportfirmen heute Verträge abschliessen, bei denen sie deutlich weniger verdienen. Das geht auf Kosten der Gewinne und schränkt mit der Zeit den Spielraum für Investitionen und für die Schaffung neuer Arbeitsplätze ein.
Und der Staat schaut zu?Die Lage ist zwar ernst, es gibt aber keine Krise. Sollte eine solche eintreten, gibt es immer noch Möglichkeiten im Rahmen des dritten Konjunkturprogramms, das während der Krise vom Bundesrat rasch verabschiedet wurde. Das heisst: erweiterte Exportrisikogarantie, verlängerte Kurzarbeitsentschädigung und Investitionsförderung. Sicher ist: Wir wollen keine staatliche Industriepolitik.
Was ist die Rolle der Banken? Sind die für den Höhenflug des Frankens gegenüber dem Euro verantwortlich?Ich meine, dass ein spekulativer Verdacht nicht geäussert werden darf, wenn man keinen Beweis hat. Ich erwarte aber von allen, inklusive Banken, dass sie eine ganzheitliche Sicht haben und sich ihrer Verantwortung bewusst sind, hier die Arbeitsplätze zu erhalten.
Die Nationalbank will mehr Macht. Im Dossier Euro sind es Auskünfte von den Banken, bei der Aufsicht will sie mehr Kompetenzen. Unterstützen Sie das?Die Rollenverteilung zwischen Nationalbank und Bankenaufsicht (Finma) ist klar. Und die Finma übt heute eine stärkere Kontrolle als vor zwei Jahren aus. Dass die Nationalbank Auskünfte bekommt, unterstütze ich. Ob sie mehr Kompetenzen braucht, ist zu prüfen.
Wie wichtig sind die IWF-Kredite, die im Parlament blockiert sind?Sehr wichtig.
Auch zum Preis, dass wir die Entwicklungshilfe erhöhen?Ja, denn uns geht es im internationalen Vergleich gut. Darum müssen wir den umliegenden Ländern helfen, den Euro zu stabilisieren, und den Entwicklungsländern, Wachstum zu generieren. Entwicklungshilfe ist nicht uneigennützig, sondern auch eine Art der Exportförderung und Bremse gegen zu viele Wirtschaftsflüchtlinge. Letzteres unterstützen im Gespräch selbst SVP-Politiker, und eigentlich sollte es im Parteiprogramm der SVP stehen.