AstraZeneca ohne Zulassung Schweiz schickt Tausende Impfdosen nach Nigeria, Pakistan und Syrien
In den nächsten Wochen sollen Vakzine für über 400’000 Impfungen insgesamt fünf Länder erreichen. Die Schweiz kann den Impfstoff wegen der fehlenden Zulassung nicht verwenden.

Nun ist bekannt, welche Länder die Schweiz über die UNO-Impfinitiative Covax mit Impfdosen unterstützt: Es sind dies Ägypten (24’000 Dosen), Nigeria (105’600), Pakistan (165’600), Sierra Leone (24’000) und Syrien (120’000). Das geht aus einer Darstellung auf der Internetseite des UNO-Kinderhilfswerks Unicef hervor.
Wie Covax mitteilt, sind die für Sierra Leone bestimmten Impfdosen am vergangenen Samstag in der Hauptstadt Freetown eingetroffen. Die anderen bereits bekannten Abnehmerländer sollen in den nächsten Wochen beliefert werden. (Hier lesen Sie mehr zur Impf-Situation in afrikanischen Ländern)
Damit sind allerdings erst gut 400’000 der total 4 Millionen Impfdosen, welche die Schweiz für Covax gesprochen hat, verteilt. Welche Länder den Rest erhalten werden, ist noch unklar.
Schweiz spricht total Hunderte Millionen Franken
Es handelt sich bei der Schweizer Spende um Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers AstraZeneca. Die Schweiz hatte ursprünglich 5,4 Millionen des Vektorimpfstoffs bestellt. Allerdings hat die Arzneimittelbehörde Swissmedic ihn bis heute für die Schweiz nicht zugelassen. Die 4 Millionen gespendeten Dosen stammen aus dieser Bestellung. Was mit den weiteren 1,4 Millionen georderten Dosen passiere, werde man erst nach der Zulassung sehen, schreibt eine Sprecherin des Bundesamts für Gesundheit (BAG) auf Anfrage.
Wie viel die Schweiz für die AstraZeneca-Dosen bezahlt, bleibt geheim. «Es handelt sich dabei um vertrauliche vertragliche Vereinbarungen mit den Vertragspartnern», heisst es dazu vom BAG. «Eine Offenlegung der Vertragsdetails würde die Verhandlungsposition der Schweiz schwächen.» Der Bund steht weiterhin mit Impfstoffherstellern im Gespräch, um für den weiteren Verlauf der Pandemie vorzusorgen.
Seth Berkley, der Chef der in Genf angesiedelten Impf-Allianz Gavi, unter deren Dach Covax läuft, lässt sich in der Medienmitteilung wie folgt zitieren: «Die Schweiz war seit der Gründung von Gavi im Jahr 2000 ein starker Unterstützer, sei es als Gastgeber oder indem sie unser Budget finanziell unterstützt hat. Die Spende von 4 Millionen Impfdosen unterstreicht jetzt die führende Stellung, die die Schweiz bei globalen Gesundheitsthemen einnimmt.»

Der Bundesrat hatte Ende Juni entschieden, sich mit 4 Millionen Dosen an der Covax-Initiative zu beteiligen. Danach dauerte es allerdings zwei Monate, bis die Verträge zwischen allen beteiligten Parteien unterschrieben waren. Unter anderem musste auch Schweden, über das die Schweiz ihre 5,4 Millionen AstraZeneca-Dosen ursprünglich bezog, einwilligen.
Die Schweiz ist im Vergleich mit anderen Geberländern auch sehr spät dran, was die Lieferung von Impfstoff angeht. Von den 183 Millionen Dosen, die die USA gesprochen hatten, wurden zum Beispiel schon 171 Millionen ausgeliefert. Betrachtet man jedoch die Menge an versprochenen Impfdosen, schneidet die Schweiz besser ab als andere Länder. So hat Deutschland, das zehn Mal mehr Einwohner zählt, nur gut 11 Millionen Dosen gesprochen. 6 Millionen davon wurden bereits geliefert. Das gleich grosse Österreich hat 650’000 Dosen versprochen. Geliefert wurde noch keine davon.
Schon vor dem Entscheid im Juni bezüglich der 4 Millionen AstraZeneca-Dosen hatte die Schweiz beschlossen, sich für die Bewältigung der Pandemie in Ländern des globalen Südens zu engagieren. So sprach sie vergangenes Jahr 20 Millionen Franken für die Covax-Initiative.
Im April 2021 kündigte der Bundesrat zudem an, das Programm «Access to Covid-19 Tools Accelerator» (ACT-A) der Weltgesundheitsorganisation mit 300 Millionen Franken zu unterstützen. Damit sollen der Zugang zu Impfstoffen, Medikamenten und Tests sowie die Stärkung der Gesundheitssysteme finanziert werden. Covax ist Teil dieses Programms; 125 der 300 Millionen aus der Schweiz fliessen in die Impfinitiative.
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