Erdbeben in HaitiSchweiz schickt Experten ins Katastrophengebiet von Haiti
Das Erdbeben in Haiti forderte Hunderte Todesopfer, Tausende Menschen wurden verletzt, Häuser liegen in Trümmern. Internationale Hilfe rollt an.

Die Schweiz hat zur Hilfe nach dem Erdbeben in Haiti ein sechsköpfiges Team auf die Karibikinsel entsandt. Die Fachleute flogen am Donnerstag von Bern aus ab. Zudem unterstützt der Bund die Hilfsaktion mit einer Million Franken.
Das abgereiste Expertenteam des Schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe (SKH) setzt sich aus einem Logistiker, zwei Fachleuten für Wasser und Sanitärversorgung, zwei Bauingenieuren, einem Berater für Katastrophengebiete und einem Chef zusammen, wie das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) mitteilte.
Die SKH-Experten sollen den haitianischen Zivilschutz unterstützen. Sie verstärken die sofort nach dem Erdbeben vom Samstag eingeleitete Hilfsaktion der Schweizer Botschaft in Port-au-Prince. Im Rahmen dieser Aktion sind gemäss EDA bereits Teams beim Epizentrum im Bezirk Cayes im Einsatz. Sie verteilen 3250 Blachen und bauen zwei Trinkwassermodule auf. Für den Katastrophenfall war bereits Material in Haiti.
Schweiz hilft mit einer Million Franken
Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) will eine Million Franken für die Nothilfe bereitstellen. Die Hälfte davon geht an die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften und die Vereinten Nationen. 100'000 Franken sind für das Schweizerische Rote Kreuz bestimmt. Das EDA plant, der Uno weitere Expertinnen und Experten zur Verfügung zu stellen.

Wie das EDA weiter mitteilte, hat es keine Kenntnis von Unterstützungsgesuchen betroffener Schweizerinnen und Schweizer. Aufgrund der schwierigen Lage rät das Departement seit mehreren Jahren von Reisen nach Haiti ab. Haiti ist ein Schwerpunktland für die schweizerische Entwicklungszusammenarbeit.
Auch Expertinnen und Experten der Humanitären Hilfe Schweiz wurden mobilisiert, vor allem Architekten, Spezialisten für Notunterkünfte sowie für die Reduktion von Katastrophenrisiken. Sie befanden sich bereits im Rahmen von Arbeiten der DEZA in Haiti.
Viele Menschen wurden obdachlos
Das Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz, Heks, leistet ebenfalls Soforthilfe in Haiti mit zunächst einer halben Million Franken. «Die vom Beben verursachten Schäden insbesondere in der am stärksten betroffenen Region der Grand’ Anse im Südwesten Haitis sind enorm», teilte das Heks am Dienstag mit.
«Hunderte von Wohnhäusern, Schulen, Kirchen und anderen öffentlichen Gebäuden wurden entweder vollkommen zerstört oder schwer beschädigt», schrieb Heks. Unzählige Menschen seien deswegen obdachlos geworden und hätten oft ihr gesamtes Hab und Gut verloren. Die Bevölkerung sei daher dringend auf Notunterkünfte und Hygieneeinrichtungen angewiesen.
Banden erschweren Hilfe
Bei dem Erdbeben der Stärke 7,2 vom Samstag sind nach aktuellen Angaben fast 2200 Menschen ums Leben gekommen. Über 12'000 wurden verletzt. Dringend benötigte Hilfe erreicht die betroffene Region im Südwesten des Landes nur schleppend. Nach örtlichen Berichten gab es Gegenden, in denen die Überlebenden des Bebens verzweifelt auf Unterstützung warteten.
Am Mittwoch fuhr ein Hilfskonvoi los, nachdem mit örtlichen Banden ausgehandelt worden war, dass er die Hauptstrasse zwischen der Hauptstadt Port-au-Prince und der Katastrophenregion befahren darf. Die Kämpfe dieser Banden legen die Hauptstadt immer wieder lahm und trieben allein im Juni 15'000 Menschen in die Flucht.
Unterkünfte und Trinkwasser nötig
Auch die Schweizer Entwicklungsorganisation Helvetas leistet erste Nothilfe in Haiti. Sie hat dafür 150‘000 Franken gesprochen, wie sie am Dienstag mitteilte. Unter Hochdruck koordiniere Helvetas ihre Unterstützung mit Partnern vor Ort, mit anderen internationalen Hilfsorganisationen und mit der DEZA, damit die schlimmste Not möglichst effizient und rasch gelindert werden könne, hiess es.
In erster Linie würden jetzt sichere Unterkünfte für all die Menschen errichtet, die durch das Erdbeben obdachlos wurden. Helvetas unterstütze Bedürftige unter anderem auch mit sauberem Trinkwasser.

«Erneut trifft es die Ärmsten am heftigsten», schrieb Helvetas. Das Desaster wecke Erinnerungen an das verheerende Erdbeben vor elf Jahren, bei dem rund 300‘000 Menschen umkamen.
Haiti befindet sich gemäss Helvetas seit der Ermordung des Präsidenten vor rund einem Monat in einer schweren politischen Krise. Kriminelle Banden verunsicherten den Alltag. Es gebe kaum funktionierende staatliche Strukturen, die schnelle Hilfe ermöglichen.
Dennoch konnte laut Helvetas nun ein humanitärer Korridor gelegt werden, damit wichtigste Hilfsgüter aus der Hauptstadt in die betroffenen Gebiete im Süden Haitis transportiert werden können.
SDA/oli
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