Schweiz exportiert weniger Kriegsmaterial
Einbruch bei den Schweizer Rüstungsfirmen: Sie haben in den letzten Monaten nur halb so viel Kriegsmaterial ins Ausland verkauft wie im Vorjahr. Der Rückgang ist vor allem auf zwei Länder zurückzuführen.

Schweizer Rüstungsfirmen haben im ersten Halbjahr 2013 deutlich weniger Kriegsmaterial ausgeführt als im gleichen Zeitraum vor einem Jahr. In den ersten sechs Monaten des Jahres wurden Rüstungsgüter im Wert von rund 195 Millionen Franken exportiert.
Im Vorjahreszeitraum waren es mehr als doppelt so viel gewesen (418 Millionen Franken), wie die von der Eidgenössischen Zollverwaltung veröffentlichte Statistik der Kriegsmaterialexporte zeigt.
Der Rückgang ist vor allem auf zwei Länder zurückzuführen, die im ersten Halbjahr 2012 noch mehr als die Hälfte der gesamten Exporte verantwortet hatten: Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Deutschland.
Grund ist der Flugzeugdeal
Die Ausfuhren in die VAE gingen von 132,3 Millionen Franken im Vorjahreszeitraum auf 1,5 Millionen Franken zurück. Grund dafür ist der beendete Flugzeugdeal. Der Verkauf von total 25 PC-21-Trainingsflugzeugen des Herstellers Pilatus hatte in den Jahren 2011 und 2012 die Zahlen nach oben getrieben.
Deutschland bleibt zwar Hauptabnehmer von Kriegsmaterial aus der Schweiz, importierte aber deutlich weniger: Der Wert des eingeführten Kriegsmaterials sank von 148 Millionen Franken in der Vorjahresperiode auf 38,2 Millionen Franken.
Deutlich mehr Exporte nach Italien und Spanien
Wichtigster Abnehmer hinter Deutschland war in den ersten sechs Monaten des Jahres Italien, das für 36,9 Millionen Franken Rüstungsmaterial aus der Schweiz kaufte. Dahinter folgen die USA (22,4 Millionen Franken), Spanien (17,8 Millionen Franken) und Grossbritannien (15,7 Millionen Franken).
In all diesen Ländern stiegen die Exporte im Vergleich zum Vorjahr an. Italien und die USA importierten rund 40 Prozent, Spanien sogar drei Mal mehr als im ersten Halbjahr 2012.
Deutlich weniger Waffen geliefert wurden hingegen nach Indien: Nach 9,9 Millionen Franken im Vorjahreszeitraum weist die Statistik für die ersten sechs Monate dieses Jahres nur noch 328'500 Franken aus. Nach Pakistan wurde gar kein Rüstungsmaterial verkauft.
Kriegsmaterial nach Bahrain und Libanon
Im arabischen Raum war Saudiarabien mit 8,0 Millionen Franken wichtigster Abnehmer. Dabei handelt es sich um Ersatzteile für früher gelieferte Fliegerabwehrsysteme, die vom sonst geltenden Kriegsmaterialexportverbot nicht betroffen sind.
Anders als im Vorjahr führten Bahrain und Libanon in diesem Jahr wieder Kriegsmaterial aus der Schweiz ein, wie die Statistik zeigt. Sie kauften für fast 3 Millionen Franken respektive für rund 208'500 Franken Rüstungsgüter aus der Schweiz.
Bahrain erhielt aus der Schweiz Ersatzteile für Flugabwehrsysteme, wie Marie Avet, Sprecherin des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco), auf Anfrage mitteilte. Der Libanon kaufte rund 80 Maschinenpistolen des Typs MP für die Präsidentengarde und den Botschaftsschutz.
In einem Communiqué kritisiert die Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSoA) die Kriegsmaterialexporte an die «Diktaturen im Nahen Osten». Mit diesen Waffendeals helfe die Schweiz «den undemokratischen Regimes im Nahen Osten, an der Macht zu bleiben».
Seco: Noch kein Trend ableitbar
Seit dem Rekordjahr 2011, als Kriegsmaterial im Wert von 873,6 Millionen Franken) exportiert wurde, haben die Ausfuhren abgenommen. Es sei jedoch noch zu früh, um hier einen Trend abzuleiten, schreibt Seco-Sprecherin Avet.
Einerseits sei in der Ausfuhrstatistik vom letzten Jahr der Flugzeugdeal an die VAE enthalten. Andererseits stelle Europa nach wie vor der grösste Abnehmer von Kriegsmaterial aus der Schweiz dar. Ein Zusammenhang zwischen dem Rückgang der Exporte und der jetzigen Wirtschaftslage in Europa könne nicht ausgeschlossen werden.
Die am Donnerstag publizierten Zahlen sind eine Momentaufnahme. Eine grosse Lieferung im Verlaufe des zweiten Halbjahres könnte die Statistik noch ändern. Die Eidgenössische Zollverwaltung gibt nur das Bestimmungsland der Exporte an. Die jährlichen Statistiken des Seco sind jeweils detaillierter.
SDA/wid
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