Euro-Airport bleibt positivSchwarze Null am Flughafen im Krisenjahr
Der Euro-Airport hat im letzten Jahr nur noch 2,6 Millionen Passagiere abgefertigt. Das waren 71 Prozent weniger als im Vorjahr. Es kam faktisch zu einem Investitionsstopp.

Im Vergleich zu den beiden anderen Schweizer Landesflughäfen hat der Euro-Airport (EAP) in Basel die Corona-Pandemie im Mittelfeld abgeschlossen. Genf-Cointrin verzeichnete beim Passagieraufkommen ein Minus von 68,8 Prozent, in Zürich-Kloten waren es 75 Prozent und in Basel 71 Prozent.
Der Direktor des Flughafens, Matthias Suhr, sprach an der Jahrespressekonferenz von einer «historischen Entwicklung», welche die Negativjahre 2003 (Crossair) und 2008 (Finanzkrise) übertroffen habe. Während des ersten Lockdown sei der Flugverkehr faktisch zum Erliegen gekommen. Die durchschnittliche Auslastung der Flugzeuge sank von 83 auf 62 Prozent. Die Zahl der Linienfluggesellschaften, die den EAP anflogen, reduzierte sich faktisch um die Hälfte und mit ihr die Zahl der Destinationen. Auch die Anbindung Basels an die Welt litt merklich. Nicht mehr 15 Hubs wurden bedient, sondern nur noch 8.
«Bis auf weiteres ist die Liquidität des EAP gewährleistet.»
Teilweise ging am EAP nichts mehr. Trotz allem rechnet man beim Betriebsergebnis mit einer schwarzen Null, das Nettoergebnis dürfte mit einem Minus von 20 Millionen Euro abschliessen. Vor allem auch dank Industrie und Fracht gelang es, dass der Umsatz nicht mehr als die Hälfte einbrach. Er erreichte schliesslich 80 Millionen Euro.
Entlassungen gab es am EAP 2020 nicht. Das soll, wenn möglich, auch so bleiben, wie Suhr sagte. Stellenweise arbeitete aber nur noch ein Viertel des Personals vor Ort, der Rest im Homeoffice. Kurzarbeit und Anstellungsstopp verhinderten bis dato, dass ein Sozialplan ausgearbeitet werden musste. «Je nach Szenario müssen wir die Situation aber neu überdenken», sagte Vizedirektor Frédéric Velter.
Tschüss Lufthansa
Auch im Corona-Jahr blieb Easyjet die klare Nummer eins am EAP, vor Wizz Air. Mächtig aufgeholt haben aber die türkischen Gesellschaften Pegasus und Sun Express, die neu die nächsten Plätze belegen. Absteiger des Jahres war Lufthansa. Die Deutschen rutschten vom dritten auf den neunten Platz.
Relativ Corona-resistent entwickelte sich lange Zeit der Flugverkehr Richtung Kosovo und in die Türkei. Pristina rückte zur wichtigsten Destination vor Istanbul und London auf. Auch Porto mauserte sich vom elften auf den sechsten Platz. Stark rückläufig dagegen waren Hamburg, Nizza und Barcelona.

Quasi als Lichtblick 2020 bei der Fracht erwies sich der Ausbau von TNT mit 60 neuen Mitarbeitenden am EAP. Diese Aufstockung erfolgte im Rahmen der Fusion Fedex-TNT. Insgesamt wurden 108’500 Tonnen Fracht am EAP umgesetzt (+2,3 Prozent). Unter anderem wurden auch 100 Tonnen Blutplasma nach Shanghai befördert. Umgekehrt war Schutzmaterial bei den Importen sehr gefragt. Ungeachtet der Krise baut übrigens der Flugzeugwarter und -veredler Amac aktuell seinen fünften Hangar in Basel.
Investitionen gestoppt
Für das laufende Jahr konnte Flughafendirektor Suhr keine genau Prognose abgeben. Je nach Pandemiesituation veranschlagt er die Anzahl Passagiere auf drei bis fünf Millionen. «Bis auf weiteres ist die Liquidität des EAP gewährleistet», sagte er. Dies sei möglich, weil faktisch alle Investitionsvorhaben gestoppt wurden. Eine Ausnahme bilden lediglich die Umwelt- und Lärmschutzmassnahmen. Hier werden die Ziele sogar ambitiöser.
Mit einer begrenzenden Lärmkurve soll der Fluglärm am EAP gedeckelt werden. Ein weiteres Wachstum wäre nur noch möglich, wenn leisere Flugzeuge zum Einsatz kämen. Als Sofortmassnahme hat der EAP ein Verbot aller geplanten Starts zwischen 23 und 24 Uhr verfügt sowie die Verschärfung der lärmtechnischen Anforderungen an die entsprechende französische Behörde gestellt. Eine Studie zum Thema kommt in den nächsten Wochen in die öffentliche Mitwirkung. Bezüglich CO2-Belastung will der EAP bereits 2030 klimaneutral sein, wie Velter erklärte. Deshalb soll auch der Bahnanschluss forciert werden, und die Partner am Flughafen sollen die grünen Klimaziele am Flughafen umsetzen.
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