Schurter wird im eigenen Garten dominiert
Mathieu van der Poel gewinnt den Bike-Weltcup in Lenzerheide überlegen. Weltmeister Schurter wird Zweiter, Jolanda Neff bei den Frauen Achte.
Bereits Mitte Rennen ahnt Nino Schurter, was auf ihn zukommt: «Ich schaffte es einfach nicht, ein Loch zu Van der Poel aufzureissen. Da wusste ich, dass es schwierig würde, ihn zu distanzieren.» Doch wie der Niederländer ihn dann bezwingt, zum dritten Mal in Folge, überrascht ihn trotzdem: Der 24-Jährige attackiert auf der vorletzten von sechs Runden, in der längsten Steigung des Parcours, «wo ich glaubte, da läge meine Stärke», so Schurter.
Der Bündner versucht nicht direkt zu kontern, sondern das Loch kontinuierlich zuzufahren. Doch Van der Poel drückt weiter hart in die Pedalen, der Abstand wächst stattdessen kontinuierlich an – im Ziel trennen die beiden 25 Sekunden.
Flückiger verteidigt Rang 3
«Vor dem Rennen konnte ich mir nicht vorstellen, mit Rang 2 zufrieden zu sein. Aber heute ist es keine Schande, gegen diesen Van der Poel zu verlieren», sagt Schurter nach dem Rennen auf seinem Heimparcours, bei dem er von 13'000 Zuschauern angetrieben wird. Denn der 33-Jährige liess nichts unversucht: Er greift in Runde 1 zu Beginn des langen Aufstiegs an – Van der Poel hält mit. Er forciert auf Runde 2 erneut an der Stelle – mit demselben Resultat.
Und es ist nicht so, dass diese Tempospitzen keine Wirkung zeigen würden – einfach nur bei der übrigen Konkurrenz. Bald finden sich die beiden Duellanten alleine an der Spitze wieder, dahinter fahren Mathias Flückiger und Enrique Avancini um die nächsten Plätze.
Flückiger verteidigt Rang 3 bis ins Ziel und ist zufrieden damit. «Das zeigt meine Steigerung: Ich kann nun auch auf einer Strecke mithalten, die mir nicht liegt», sagt der Berner. An der WM vor einem Jahr verlor er hier zwei Minuten auf Sieger Schurter, nun noch 1:13 auf Van der Poel. Er nimmt auch das mit als positive Erkenntnis, wenn er nach Mont Sainte-Anne an die WM reist, die in drei Wochen ansteht. Was ihn dort zudem beflügeln wird: Vor einem Jahr gewann er die Hauptprobe.
Die perfekte Rückkehr der Olympiasiegerin
Das Heimrennen der Frauen startete ideal für Jolanda Neff. Nach wenigen Rennminuten fand sie sich in der Führung wieder – nach einem Sturz der vorausfahrenden Jenny Rissveds. Alleine blieb Neff nicht lange ganz vorne. Die Schwedin schloss wieder auf, ebenso die Niederländerin Anne Terpstra und die Französin Pauline Ferrand-Prévot. Damit waren die momentan stärksten Bikerinnen vollständig an der Spitze und lieferten eine aufregende Show.
Stürzt, steht wieder auf und gewinnt trotz allem: die Schwedin Jenny Rissveds. (Video: SRF)
Die Führung wechselte im Minutentakt, weil mal die und mal jene einen Fehler machte – oder noch etwas stärker in die Pedalen drückte.
Neff wird durchgereicht
Neff ist auf der dritten von fünf Runden gerade auf Position 4, als die vor ihr fahrende Ferrand-Prévot wegen eines Fahrfehler kurz abstehen muss – ein Loch geht auf. Kurz darauf forciert vorne Terpstra das Tempo. Während Ferrand-Prévot den Anschluss noch schafft, fällt Neff zurück. Innert neun Minuten wächst der Rückstand auf 30 Sekunden an – der Sieg, dem sie auf der Lenzerheide seit 2015 nachfährt – ist damit weg.
Doch es kommt noch ärger für die Gesamtführende im Weltcup: Auf der Schlussrunde erleidet sie einen Hinterraddefekt, wird kurz vor dem Ziel noch vom vierten auf den achten Rang durchgereicht. Dass sie die Gesamtführung behält, ist da ein sehr schwacher Trost. Beste Schweizerin wird wegen Neffs Malheur Sina Frei als Vierte.
Der zweite Weltcupsieg
Der Sieg geht an Jenny Rissveds, für die sich damit «ein Kreis schliesst», wie sie danach sagt. Vor drei Jahren gewann sie auf dieser Strecke ihr einziges Weltcuprennen, sechs Wochen später wurde sie in Rio auch Olympiasiegerin. Dann brach ihre Welt auseinander: Bei ihr wurde ein Depression diagnostiziert, mit zwei Ausnahmen setzte sie praktisch zwei ganze Weltcupsaisons aus.
Nun fährt sie für ihr eigenes Team und zu ihren Bedingungen. Und ist wieder erfolgreich: Auf der Schlussrunde kann auch Terpstra nicht mehr mithalten, als Rissveds im langen Aufstieg das Tempo forciert. Im Ziel sagt sie: «Früher dachte ich nur an den Sieg. An der Startlinie zählte nur das. Das bringt dir so viel Druck. Jetzt will ich einfach mein Bestes geben. Dann kommen die Resultate automatisch.»
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