«Schumi ist ein zerbrechlicher Mensch»
Jean Todt, Präsident des Automobil-Weltverbands FIA und langjähriger Ferrari-Teamchef, spricht über die sensible Seite des siebenfachen Formel-1-Weltmeisters.
Kaum einer im Grand-Prix-Zirkus kennt Michael Schumacher besser als Jean Todt. Der Franzose stand bei Ferrari am Kommandostand, als der Deutsche zwischen 2000 und 2004 fünf WM-Titel in Serie sammelte, und er förderte ihn bedingungslos. So auch auch 2001 in Österreich - damals befahl er Rubens Barrichello mit dem Funkspruch «Let Michael pass for the Championship», Schumacher zum vorzeitigen Titelgewinn zu verhelfen.
Unter Todt bekam Schumacher den Ruf als egoistisches Monster und «Schummel-Schumi». Die Ferraristi liebten ihn, der Rest fürchtete und verachtete ihn gleichermassen.
«Michael schützt sich selbst»
Hinter der Fassade des ehrgeizigen Erfolgsmenschen Michael Schumacher verbirgt sich aber offenbar eine ganz andere Person. Deshalb habe ihn die harsche Kritik nach seinem Comeback auch wesentlich härter getroffen als gegen aussen sichtbar war, sagt Todt. «Ich denke nicht, dass er dermassen entspannt ist. Er ist ein sehr stolzer Kerl. Mann muss ihn schon sehr gut kennen, bevor er mit einem darüber spricht, was er wirklich fühlt», so der FIA-Präsident gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. «Michael schützt sich selbst, was ich verstehen kann. Er ist eine sehr menschliche und sehr zerbrechliche Person. Er ist sicher kein so starker Roboter, wie man ihn oftmals dargestellt hat.»
Dass Schumacher ein Herz für Schwache hat, deutete er unter anderem im Anschluss an den Tsunami im Dezember 2004 an: Er spendete 10 Millionen Dollar an die Opfer der Flutkatastrophe in Asien, die auch seinen Leibwächter und eines von dessen Kindern das Leben gekostet hatte. Auch in den folgenden Jahren liess Schumacher verschiedenen Hilfsorganisationen mehrfach Spenden in Millionenhöhe zukommen. 2002 war er von der Unesco für seine Verdienste um die Aktion «Bildung für Kinder in Not» zum Sonderbotschafter ernannt worden.
Die Angst vor dem Simulator
Auch physisch hat der eiserne Schumacher übrigens eine weiche Komponente. Er fürchtet sich vor den Simulatoren, die in der Formel 1 dazu dienen, sich auf noch unbekannte Strecken vorzubereiten. «In diesen Dingern werde ich seekrank», verriert der siebenfache Champion vor dem Grand Prix von Südkorea. Trotzdem belegte er im chaotischen Rennen nach einer kontrollierten Fahrt Platz 4. Die Chancen, dass er auch nächstes Jahr noch für Mercedes an den Start geht, sind damit ein Stück grösser geworden.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch