Schon zwölf Personen starben am EHEC-Erreger
Die Herkunft des EHEC-Erregers gibt den Experten Rätsel auf. Trotz der hohen Anzahl an Neuerkrankungen warnen Ärzte vor einer Panikmache. In Hamburg musste eine betroffene Schulklasse beurlaubt werden.
Die Zahl der in Deutschland im Zusammenhang mit EHEC-Infektionen verstorbenen Menschen hat sich auf zwölf erhöht. Eine 87 Jahre alte Frau aus dem Landkreis Parchim (Mecklenburg-Vorpommern) sei an den Folgen der Erkrankung gestorben, teilte das Landesamt für Gesundheit und Soziales in Rostock mit. Bei ihr war den Angaben zufolge auch die schwere Komplikation Hämolytisch-Urämisches Syndrom (HUS) aufgetreten, die durch EHEC verursacht wird und schlimmstenfalls zu Blutveränderungen und Nierenversagen führt. Die Frau ist das erste EHEC-Todesopfer in Mecklenburg-Vorpommern.
In Nordrhein-Westfalen starb am Sonntag eine 91 Jahre alte Frau an den Folgen der Darminfektion, wie der Kreis Paderborn mitteilte. Die Frau habe an vielfältigen Erkrankungen gelitten, sei aber letztlich an den Folgen der EHEC-Infektion gestorben, hiess es. Bei ihr war den Angaben zufolge auch die schwere Komplikation Hämolytisch-Urämisches Syndrom (HUS) aufgetreten.
Wissenschaftler und Ärzte suchen weiterhin fieberhaft nach der Herkunft des EHEC-Erregers. Es sei noch nicht gesichert, dass der Erreger aus Spanien stamme, sagte der Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), Andreas Hensel, im ZDF-«Morgenmagazin». «Wir haben zwar jetzt auf Gurken die sogenannten EHEC-Erreger gefunden, das heisst aber nicht, dass die jetzt ursächlich für diesen gesamten Ausbruch verantwortlich sind», sagte er.
Kein rohes Gemüse
«Wir warnen unverändert davor, in Norddeutschland rohes Gemüse zu verzehren», sagte RKI-Präsident Reinhard Burger im Bayerischen Rundfunk. Die Klagen von Bauern über Umsatzeinbrüche könne er verstehen, sagte Burger. Die Gesundheit der Menschen habe aber klar Priorität.
Die hohe Zahl von EHEC-Neuerkrankungen erklärte Burger mit der relativ langen Zeit zwischen Infektion und Ausbruch der Symptome. Die Inkubationszeit betrage etwa eine Woche. Die Wirksamkeit der getroffenen Massnahmen könne daher erst im Laufe dieser Woche beurteilt werden können». Von Prognosen zur weiteren Entwicklung riet er ab. «Im Moment können wir schlicht noch nicht verlässlich sagen, was die eigentliche Infektionsquelle ist.»
EHEC beherrschbar
Trotz der zunehmenden Erkrankungen durch den gefährlichen Durchfallerreger EHEC hält die Bundesärztekammer die Situation für beherrschbar. «Hier geht es zwar um einen potenziell lebensgefährlichen Erreger, doch ich warne vor Panikmache», sagte der Vizepräsident der Bundesärztekammer, Frank-Ulrich Montgomery, der «Passauer Neuen Presse».
«Jeder kann sich schützen, indem er sich streng an die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts hält, häufig die Hände wäscht und vorübergehend auf bestimmtes Gemüse verzichtet.»
Schulklasse beurlaubt
Nach einer Häufung von EHEC-Fällen in einer Klasse eines Hamburger Gymnasiums fällt für die betroffenen Schüler der Unterricht mehrere Tage lang aus. Bei drei Schülern einer 10. Klasse sei der Erreger nachgewiesen worden, bei einem weiteren Fall bestehe der Verdacht einer Infektion mit dem gefährlichen Erreger, sagte Rico Schmidt, Sprecher der Hamburger Gesundheitsbehörde.
Einem Bericht des «Hamburger Abendblatts» zufolge ist einer der betroffenen Schüler an dem gefährlichen Hämolytisch-Urämischen Syndrom (HUS) erkrankt. Die gesamte Klasse sei vorsorglich für kurze Zeit beurlaubt worden, um die Räume zu desinfizieren, sagte Schmidt. Nach Angaben des «Hamburger Abendblatts» dauert die Beurlaubung eine Woche, weil es zu einer Kontaktinfektion unter den Schülern im Klassenraum gekommen sein könnte. Die Schule wollte sich nicht dazu äussern.
Polin in kritischem Zustand
Bislang sind in Deutschland zehn Menschen im Zusammenhang mit EHEC-Infektionen gestorben. Hunderte Menschen sind erkrankt. Bis zum Samstag gab es allein in Hamburg 467 EHEC-Erkrankungen, darunter 91 HUS-Fälle. Am Montagmittag wollte die Hamburger Gesundheitsbehörde aktuelle Zahlen zu EHEC-Fällen in der Hansestadt bekannt geben. Dann wurde auch der neue Stand in Schleswig-Holstein und Niedersachsen erwartet.
In Polen wurde eine Frau in kritischem Zustand ins Krankenhaus eingeliefert. Sie hatte zuvor Hamburg besucht.
Österreich überprüft Supermärkte
In Österreich haben Lebensmittelkontrolleure 33 Supermärkte auf möglicherweise mit dem gefährlichen Durchfallerreger EHEC kontaminiertes Gemüse überprüft. Bereits am Sonntag war der Verkauf von spanischen Gurken, Tomaten und Auberginen verboten worden, die von deutschen Firman nach Österreich geliefert worden waren.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch