Schmuck für die Ewigkeit
Alter Christbaumschmuck weckt Kindheitserinnerungen. Sammler werden oft in den Vitrinen der Oberländer Brockenhäuser fündig.
Von Rosmarie Schmid Edith Ehrensperger aus Tagelswangen holt jedes Jahr die Schachtel mit der Aufschrift «Alter Weihnachtsschmuck» aus dem Keller. Sorgfältig legt sie die Kugeln, Ketten oder Häuschen, mit denen bereits ihre Eltern den Weihnachtsbaum geschmückt hatten, auf eine Decke. Möglicherweise seien sogar einzelne Stücke ihrer Grosseltern dabei, sagt sie. «Nur schade, dass es immer weniger werden, denn sie sind alt und entsprechend zerbrechlich», fügt die rüstige 75-Jährige hinzu. Was noch ganz ist, hängt sie immer zuoberst in den Baum. Der Schmuck erinnere sie auch heute noch daran, wie sie als Kind jeweils am 25. Dezember morgens erwartungsvoll die Stubentür öffnete, weil über Nacht das Christkind Bäumchen und Geschenke gebracht hatte. Der Mann schmückt den Baum In Wetzikon kramt auch Otto Kanese in alten Weihnachtserinnerungen und einer grossen Schachtel. Ihr entnimmt er die 5 letzten von ursprünglich 24 silbrigen Christbaumkugeln. Die habe er 1958 gekauft, als Junggeselle. Fernab seiner Heimat Norddeutschland habe er auch in der Schweiz traditionell Weihnachten feiern wollen. Erst als er verheiratet war, habe ihm seine Mutter einige Objekte aus dem Familienbesitz geschenkt. «Die stammen vermutlich aus der Zeit von 1920 bis 1940», sagt der 75-jährige Pensionierte. Diese Kugeln hänge er jeweils als Erste an den Baum, sagt er und befördert mit glänzenden Augen farbige Christbaumkugeln mit Ornamenten aus den Sechzigerjahren zutage. Derweil schaut Kaneses Gattin Helga zu: «Bei uns ist es Tradition, dass mein Mann den Baum schmückt.» Der 70-jährige Anton Zobrist aus Ebmatingen schmückt den Christbaum ebenfalls selber. Dafür verwendet er nicht weniger als 1500 Objekte. Alles begann mit dem Baum seiner Eltern, die ihn, um einen besseren Kontrast auf den damaligen Schwarzweissfotos zu erreichen, immer weiss schmückten. Der farbig geschmückte Baum der Grosseltern hingegen habe ihn viel mehr inspiriert. Seit gut 40 Jahren sammelt Zobrist Weihnachtsschmuck. Er entwickelte in dieser Zeit ein immenses Wissen um die antiken Kleinodien. Neben Glas wurden diese auch aus Watte, Krepppapier, Draht, Wachs, Silberpapier, Karton, Holz oder Blech hergestellt. Inzwischen besitzt Zobrist rund 20 000 Schmuckstücke für seinen Christbaum, die Hälfte davon hat er bereits mit seinem Zahnarztwerkzeug restauriert. «Ich trenne mich nie von einem Objekt», sagt er. Und bei seiner Sammlerleidenschaft wird er von seiner Familie unterstützt. Längst haben auch Ehefrau Theresa und die beiden Töchter ihr Herz für die Engelchen, Zeppeline oder Glasperlen entdeckt. Gedränge beim Verkaufsstart Nicht immer bleibt Weihnachtsschmuck nach dem Tod des Besitzers in der Familie. Oft landet er in den Brockenhäusern. Beispielsweise im Brocki Pfannenstil in Gossau. «Wir haben das ganze Jahr über Weihnachten», sagt Mitarbeiterin Susann Andress und mustert den Christbaumschmuck in den Auslagen genau. «Hinter diesen Kugeln und diesem Schmuck sind sicher Hunderte interessanter Geschichten verborgen», sagt sie. Die Schmuckstücke seien nicht nur bei der Stammkundschaft des Brocki Pfannenstil begehrt. Gemäss Susann Andress hätten beim Start des Weihnachtsverkaufs Mitte November die Schnäppchenjäger, Sammler, Fachleute und Händler dicht gedrängt vor der Tür des Brockenhauses gewartet. Auf diese Weise bekommen die Glaskugeln, Engel, Strohsterne und kleinen Holzfiguren neue Besitzer und die Geschichte der Schmuckstücke nimmt ihren Lauf. Und sorgt wohl noch weiter für viele schöne Erinnerungen. Christbaumschmuck aus vergangenen Tagen lässt Sammlerherzen höher schlagen. Foto: Rosmarie Schmid
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