Schillerpreis für Bichsel und Orelli
Die Autoren Peter Bichsel und Giovanni Orelli haben den Grossen Schillerpreis für ihr Lebenswerk erhalten. Doch die Preisverleihung wurde von Wehmut begleitet: Die Feier war die letzte ihrer Art.

Peter Bichsel und Giovanni Orelli haben in Solothurn die letzten Grossen Schillerpreise in Höhe von je 30'000 Franken erhalten. Kleinere Preise gingen an Felix Philipp Ingold, Nicolas Verdan, Pietro Montorfani und Jens Steiner; Katharina Geiser wird im Juni den ZKB-Schillerpreis erhalten.
Der 77-jährige Solothurner Peter Bichsel und der 83-jährige Tessiner Giovanni Orelli erhielten die Preise für ihr Lebenswerk. Schillerpreise in Höhe von je 10'000 Franken gingen an den 59- jährigen Basler Felix Philipp Ingold für seinen Roman «Alias oder Das wahre Leben» und den 41-jährigen Waadtländer Nicolas Verdan für seinen Roman «Le patient du docteur Hirschfeld».
Mit Förderpreisen in Höhe von je 5000 Franken wurden der 31- jährige Tessiner Pietro Montorfani für «Di là non ancora» und der 37- jährige Zürcher Jens Steiner für «Hasenleben» gewürdigt.
Zu Beginn der Veranstaltung dankte Stiftungsratspräsident Dominik Müller den etwa 400 Gästen für ihr Kommen - trotz des in der Gegend gesichteten Panthers. Den hätten wahrscheinlich die am Freitag beginnenden Solothurner Literaturtage angelockt, ist der Panther doch durch Dürrenmatts «Der Besuch der alten Dame» in die Schweizer Literatur eingegangen.
Tod einer alten Tradition
Die Feier zum Auftakt der Solothurner Literaturtage ist die letzte ihrer Art: Im Rahmen der Vereinheitlichung der Kulturpreise, wie sie im Kulturförderungsgesetz festgeschrieben ist, verleiht künftig nur der Bund Eidgenössische Literaturpreise. Er wird das ab 2013 am selben Ort und wieder zum Auftakt der Literaturtage tun, mit Müller als Jurypräsident der Eidgenössischen Literaturkommission.
Das Ende der Schillerpreise stimme nicht nur die Stiftung wehmütig, sagte Müller. Wohl auch der eine oder andere Preisträger hadere damit, dass er dieses Jahr ausgezeichnet wurde - ab nächstem Jahr sind die Preise weit höher dotiert.
Zum Finale wurden - nicht statutengemäss - gleich zwei Grosse Schillerpreise verliehen. Es freue ihn, dass mit Bichsel und Orelli langjährige Wunschkandidaten in den exklusiven Club der Träger des Grossen Schillerpreises aufgenommen wurden, so Müller. In den 107 Jahren ihres Bestehens vergab die Stiftung nur 20 Grand Prix'.
Hinterlistige Scheineinfachheit
Laudator von Peter Bichsel war Peter Weber. Er beschwor in seiner nicht leicht nachvollziehbaren Rede Bahnhöfe und Züge, eine Leidenschaft, die er mit Bichsel teilt. Dazu lobte er die «Scheineinfachheit», die zugleich die Kunst und das Drama von Bichsels Texten seien.
«Glauben Sie ihm kein Wort», entgegnete der Geehrte in gewohnt launiger Art, «es ist alles wahr, was er sagt. Aber er hat's nicht nötig, dass man ihm glaubt.» Eigentlich möge er Wettbewerbe und Preise nicht so sehr, gestand Bichsel. Wenn Literatur in die Nähe von Olympischen Spielen rücke, werde ihm unwohl.
Er schreibe nicht, um Preise zu bekommen, sondern weil ihm wohl sei in der Literatur, fuhr er weiter. «Viele von Ihnen müssten an meiner Stelle hier stehen», sagte er ins Publikum, in dem prominente Kollegen wie Klaus Merz oder Markus Werner sassen.
Orellis Laudatorin war Gertrud Leutenegger, wie Weber mehrfache Gewinnerin von kleinen Schillerpreisen. Sie rühmte vor allem die «mutwilligen Verbindungen», die Orelli in seinen Büchern knüpfe, etwa zwischen antiken Philosophen und modernem Fussball.
SDA/kpn
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