Schettino-Prozess: Entlarvende Tonaufnahmen
Der Hafenkommandant von Livorno erhebt vor Gericht schwere Vorwürfe gegen Francesco Schettino und die Crew: Diese hätten während der Katastrophe falsch kommuniziert.
32 Menschen starben bei der Havarie der Costa Concordia - wohl auch, weil die Evakuierung des Schiffs zu langsam ablief. Die Besatzung der havarierten Costa Concordia habe zunächst das Ausmass der Katastrophe verschwiegen, sagte Fregattenkapitän Gregorio de Falco von der Hafenkommandatur Livorno heute im Prozess gegen Costa-Kapitän Francesco Schettino in Grosseto.
«Während sie uns vom Schiff aus beruhigt haben, hat die Polizei vom Anruf einer Verwandten eines Passagiers berichtet. Erst danach wussten wir, dass die Situation schlimmer ist, aber niemand von der Concordia hatte bis dahin um Hilfe gebeten.»
Entlarvende Tonaufnahmen
Das Kreuzfahrtschiff Costa Concordia war im Januar 2012 vor der italienischen Mittelmeer-Insel Giglio auf einen Felsen gefahren und havariert. 32 der mehr als 4200 Menschen an Bord starben.
Schettino muss sich seit Juli unter anderem wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung und Körperverletzung vor Gericht verantworten. Ihm wird auch vorgeworfen, die Evakuierung verzögert und das Schiff verlassen zu haben, als noch Passagiere an Bord waren.
Als Schettino von Bord ging, waren nach Angaben de Falcos noch mehrere hundert Menschen auf dem havarierten Kreuzfahrtgiganten. In einem Telefongespräch aus der Unglücksnacht zwischen de Falco und Schettino, das heute im Gericht vorgespielt wurde, antwortete der Kapitän auf die Frage nach den Menschen an Bord des Schiffes: «Ich weiss es nicht, ich bin in einem Rettungsboot, ich glaube maximal etwa zehn Personen sind noch auf der anderen Seite.»
Leck im Rumpf verschwiegen
De Falco hatte nach der Havarie Bekanntheit erlangt und war in Italien zum Helden geworden, weil er Schettino mit deutlichen Worten aufgefordert hatte, auf das Schiff zurückzukehren: «Vada a bordo, cazzo!» («Gehen Sie zurück an Bord, Sie Arsch!»), sagte er in der Aufnahme, die heute ebenfalls abgespielt wurde.
De Falco sagte vor Gericht: «Ich frage mich heute noch, warum Schettino von Bord gegangen ist.» Nach Angaben des Hafenkommandanten hat die Crew der Costa Concordia erst nach mehreren Telefonaten von dem Leck im Rumpf des Schiffs berichtet und das Ausmass des Unglücks zugegeben, so dass Helikopter und andere Boote zur Hilfe geschickt werden konnten. Im ersten Kontakt um kurz nach 22 Uhr in der Unglücksnacht sei zunächst nur von einem Stromausfall die Rede gewesen, sagte de Falco.
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