Schettino landet vielleicht als Einziger auf der Anklagebank
In Italien wird zurzeit verhandelt, wer sich für das Unglück der Costa Concordia vor Gericht verantworten muss. Fünf der sechs Angeklagten haben nun einen Vergleich ausgehandelt.

Nach der Havarie der «Costa Concordia» wird möglicherweise nur Kapitän Francesco Schettino der Prozess gemacht. Fünf der sechs Angeklagten haben sich mit der Staatsanwaltschaft der toskanischen Stadt Grosseto auf einen gerichtlichen Vergleich geeinigt.
Der Krisenmanager der Reederei Costa Crociere, ein Steuermann sowie drei Offiziere könnten daher zu Strafen bis zu zwei Jahren Haft verurteilt werden. Die Liste der Vorwürfe gegen die sechs Männer ist lang, darunter fahrlässige Tötung und Körperverletzung, Havarie und das Verlassen des Schiffes während der Evakuierung.
Staatsanwaltschaft gegen Vergleich
Einen Antrag des mutmasslichen Hauptschuldigen, Kapitän Francesco Schettino, auf einen ähnlichen Deal lehnte die Staatsanwaltschaft ab. Schettinos Anwälte hatten eine Haftstrafe von drei Jahren und vier Monaten vorgeschlagen, dies wies Staatsanwalt Francesco Verusio jedoch als «lächerlich» zurück. Über die Anträge der anderen Angeklagten wird der Richter voraussichtlich am Ende der Voranhörungen im Juli entscheiden. Der eigentliche Strafprozess könnte im Herbst beginnen.
Italienische Medien hatten zuvor schon spekuliert, dass die Mitbeschuldigten getrennte Verfahren beantragen könnten, um in einem Prozess nicht neben dem im Rampenlicht stehenden Kapitän auf der Anklagebank sitzen zu müssen.
«Es ist skandalös. Schettino läuft jetzt Gefahr, dass allein gegen ihn ein Prozess wegen des Unglücks geführt wird», protestierte sein Rechtsanwalt Francesco Pepe. Der Kapitän forderte eine Entschädigung von der in dem Fall ermittelnden Staatsanwaltschaft der Stadt Grosseto. Schettino will Geld für «moralische Schäden» verlangen, nachdem ihn die Staatsanwaltschaft in den Ermittlungsakten als «Kriminellen» und als «genusssüchtigen Aufschneider» bezeichnet hatte.
Verteidiger erachtet Beweise als unzureichend
Die Rechtsanwälte des Kapitäns bestritten erneut, dass Schettino das Schiff verlassen habe, während sich noch hunderte Passagiere an Bord befunden hätten. «Die Behauptung, Schettino sei vor seiner Verantwortung geflüchtet, ist einfach absurd», betonte Rechtsanwalt Pepe.
Sein Verteidiger kündigte an, möglicherweise weitere Ermittlungen zu dem Unglück zu beantragen. «Die Beweise sind unzureichend, wir könnten eine Simulation des Unglücks mit dem Schwesterschiff verlangen», sagte er.
Die «Costa Concordia» hatte am 13. Januar 2012 mit mehr als 4200 Menschen an Bord einen Felsen vor der Insel Giglio gerammt und war auf Grund gelaufen. Dabei starben 32 Menschen. Costa Crociere hat seine Mitverantwortung anerkannt, da mehrere Angestellte des Unternehmens für das Unglück verantwortlich gemacht werden. Costa Crociere gehört zum US-Kreuzfahrtriesen Carnival.
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