Schawinski krallt sich Radio 105 – «das war ein hartes Stück Arbeit»
Der Bieterstreit um die Radio-Konzession und die Marke 105 hat ein Ende. «Dass ich einen solchen Radiostreit noch einmal in meiner Karriere erleben werde, hätte ich nicht gedacht», sagt Sieger Schawinski.

Roger Schawinski setzt sich im Bieterstreit um Radio 105 durch. Wie der Radiomacher gegenüber Redaktion Tamedia sagt, habe er den Zuschlag bekommen. Wie viel Schawinski für das in finanzielle Schieflage geratene Jugendradio bezahlt hat, ist noch unbekannt. Noch heute will Schawinski ein Gesuch beim Bakom einreichen, um die UKW-Konzession von Radio 105 zu erhalten. Am Donnerstag will der Zürcher Radiounternehmer mit der «Morning Show» den regulären Sendebetrieb aufnehmen.
Radio 105 wird in die Radio 1 AG integriert. Geschäftsleiter bleibt Besitzer Roger Schawinski. Der frühere Programmleiter von 105, Jan Müller, wird seine Funktion weiterführen und kann dabei auf sein gesamtes Moderationsteam zählen, für das bereits unterschriebene Arbeitsverträge vorliegen.
Schawinski ist gerührt
Zum Bieterstreit, der in den Medien für Schlagzeilen sorgte, sagt Schawinski: «Dass ich einen solchen Radiostreit noch einmal in meiner Karriere erleben werde, hätte ich nicht gedacht.» Schawinski ist überglücklich. In einer Mitteilung schreibt der Radiomacher: «Ich bin gerührt, dass es mir gelungen ist, trotz enormen Gegenkräften diesen spannenden Sender zu retten. Das war ein hartes Stück Arbeit und erforderte viel Nervenstärke von allen Beteiligten. Aber nun geht es zügig los, und zwar mit dem modernsten Privatradiokonzept der Schweiz, nämlich mit zwei sich ergänzenden Programmen aus einem Studio.»
Jetzt gelte es anzupacken. Noch heute will er den Betrieb mit einem 105-Nonstop-Programm aus den Studios von Radio 1 senden. Im Bau soll zudem ein eigenes 105-Studio sein, das am Montag den Betrieb aufnehmen soll. Jan Müller, Programmleiter von 105, zeigt sich überglücklich: «Ich freue mich auf das neue Team. Schawinski hat viel Mut und Engagement gezeigt. Solche Geschichten müssen belohnt werden.»
«Die Marke 105 hat Schaden erlitten»
Auch Energy-Chef Dani Büchi äussert sich gegenüber den Medien. Energy zog sich aus dem Bieterstreit zurück. Grund: Die Marke 105 habe Schaden erlitten, Hörer und Werbekunden seien verunsichert. Gegenüber dem Branchenportal «persoenlich.com» kritisiert Büchi Radio-1-Chef Schawinski: «Es ging uns von Anfang an um die Sache, um Radio 105, um junge innovative Mitarbeiter, um treue Hörer, um Werbekunden und die Schweizer Radiobranche und nicht um ein persönliches Ego eines Herrn, der sich in die Piratenzeit zurückversetzt fühlt und eine völlig unnötige Schlammschlacht losgetreten hat.»
Konzessionsstreit im Aargau und Graubünden
Nun hat Roger Schawinski mit dem Kauf von 105 zwei Radiokonzessionen. Mehr darf er nach Gesetz nicht besitzen. Allerdings fechtet Schawinski seit Jahren die Konzessionsvergaben in der Südostschweiz und im Aargau an. Er verlangt, dass die Wettbewerbskommission (Weko) nicht nur die marktbeherrschende Stellung von Medienhäusern in den beiden Sendegebieten prüft, sondern künftig auch untersucht, ob diese Stellung missbraucht werde. Ziel von Schawinski im langwierigen Streit um Radiokonzessionen ist es, die Medienmonopole in Graubünden und im Aargau zu knacken.
Zieht er sich aus dem Rechtsstreit zurück? Ans Aufgeben denkt er nicht. Er wolle weiterhin gegen Medienmonopole vorgehen, wie er auf Anfrage von Redaktion Tamedia sagt. Die zweite Konzession hindere ihn nicht: «Wir erklären gegenüber dem Bakom, dass wir innert 30 Tagen nach Zustimmung zur Konzessionsübertragung von 105 an mich in beiden Fällen absolut konzessionskonforme Lösungen vorgelegt werden.»
Drei Interessenten buhlten bis zum Schluss um 105
Nachdem Radio Energy im Bieterstreit um Radio 105 aussgestiegen ist, kämpften noch Roger Schawinski, der Jugendsender Joiz und das Jugendportal Toasted um den Sender. Bis gestern hätte Energy beim Konkursverwalter ein Angebot einreichen können. Dieses hätte laut Ausschreibung im «Schweizerischen Handelsamtsblatt» um mindestens 15 000 Franken höher ausfallen müssen als das bisherige Höchstangebot von Radio-1Betreiber Roger Schawinski. Er hatte für den Jugendsender 784 534 Franken geboten.
Schawinski anfänglich überboten
Stattdessen hatte Toasted Schawinski überboten. Toasted teilte am Montag in einem Communiqué mit, schon seit längerem eine Strategie zu verfolgen, die den Eintritt in den Radiobereich vorsehe. Mit elf fest angestellten Mitarbeitenden sei genügend Personal und Erfahrung vorhanden, um sich im Radiomarkt behaupten zu können, hiess es weiter.
Im Kampf um Radio 105 liess Schawinski nie locker. Er rechnete am Wochenende fest mit der Zusage. Das gesamte Moderationsteam und ein Teil der Belegschaft von 105 hatten demnach beim Zürcher Radiounternehmer bereits ihre Arbeitsverträge unterzeichnet. Radio 105 musste Konkurs anmelden.
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