Scharfe Kritik jetzt auch aus den eigenen Reihen
Auch aus den eigenen Parteireihen bekommt Guttenberg zunehmend Kritik zu hören. So hält es der ehemalige bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein für möglich, dass Guttenberg sein Amt verliert.
Auch aus der CSU distanzieren sich immer mehr Politiker von Karl-Theodor zu Guttenberg. Erstmals äusserte sich auch der ehemalige bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein kritisch. «Die Affäre um seine Dissertation schadet der CSU und ihm selbst», sagte Beckstein dem Portal Stern.de. Der CSU-Politiker hält es nach eigenen Worten für möglich, dass Guttenberg seinen Ministeriumsposten verliert. «Sollte sich herausstellen, dass zu Guttenberg im Amt oder vor dem Bundestag etwas Unwahres gesagt hat, müsste er zurücktreten», sagte Beckstein.
Guttenberg hat Teile seiner Doktorarbeit ohne Quellenangaben abgeschrieben. Daraufhin entzog ihm die Universität Bayreuth den akademischen Titel. Bisher hat der Minister alle Vorwürfe zurückgewiesen, mit Absicht betrogen zu haben. Merkel hatte unter anderem erklärt, sie sehe in Guttenberg nicht den Doktoranden, sondern den Verteidigungsminister.
20'000 Unterschriften gegen Guttenberg
Derweil üben Akademiker zunehmend Kritik an der Regierung Merkels. Mit einem offenen Brief haben Tausende Doktoranden dagegen protestiert, dass die deutsche Kanzlerin trotz der Plagiatsaffäre weiter an Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg festhält. Das Schreiben mit mehr als 20'000 Unterschriften wurde am Montag im Kanzleramt übergeben. Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) zeigte Verständnis für die Verärgerung von Wissenschaftlern.
Wie Hannes Klöpper, einer der Initiatoren des offenen Briefs, am Montag der Nachrichtenagentur AFP sagte, umfassten die in der Poststelle des Kanzleramts abgegebenen ausgedruckten Listen der Internetinitiative 577 Seiten. Am Nachmittag stieg die Zahl der Unterstützer bereits auf rund 30'000.
«Eine Verhöhnung aller Doktoranden»
In dem an Merkel gerichteten Brief heisst es, die Unterzeichner verfolgten «mit grosser Erschütterung und noch grösserem Unverständnis» die Debatte um Guttenberg. «Wir haben den Eindruck, dass Sie mit aller Macht versuchen, einen Minister zu halten, der trotz massiver Gegenbeweise immer noch die Behauptung aufrechterhält, er habe in seiner Doktorarbeit nicht bewusst getäuscht.»
Dass Merkel zur Entlastung Guttenbergs gesagt hat, sie habe ihn als Verteidigungsminister und nicht als wissenschaftlichen Assistenten eingestellt, sei «eine Verhöhnung aller wissenschaftlichen Hilfskräfte sowie aller Doktorandinnen und Doktoranden, die auf ehrliche Art und Weise versuchen, ihren Teil zum wissenschaftlichen Fortschritt beizutragen», heisst es in dem Brief weiter.
«Ich schäme mich nicht nur heimlich»
Schavan sagte der «Süddeutschen Zeitung», sie verstehe die Verärgerung in der Wissenschaft. «Als jemand, der selbst vor 31 Jahren promoviert hat und in seinem Berufsleben viele Doktoranden begleiten durfte, schäme ich mich nicht nur heimlich.» Das werde Guttenberg nicht anders gehen. Es gelte aber: «Er hat eine zweite Chance verdient, zumal doch alle wissen, dass er ein grosses politisches Talent ist.»
Der Berliner «Tagesspiegel» berichtete unterdessen, Guttenberg habe nur mit einer Ausnahmegenehmigung überhaupt promovieren dürfen. Sein Prädikatsexamen sei nur ein sogenanntes «kleines Prädikat» mit der Note befriedigend im «unteren Bereich» gewesen. Mit einer solchen Examensnote seien juristische Promotionen nur unter bestimmten Voraussetzungen zulässig.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch